Dafür braucht es keine große prophetische Gabe: Das erste Quartal 2023 wird bei 2G Energy richtig stark werden. Immerhin hat der Anbieter von dezentralen Heizkraftanlagen im vergangenen Jahr einen Output gehabt, der mit 338,8 Mio. Euro um mehr als acht Prozent über den ausgewiesenen Erlösen von 312,6 Mio. Euro gelegen hat. Hinter dieser Differenz verbergen sich formal „Bestandsveränderungen“, konkret sind das aber häufig schon nahezu fertiggestellte oder mitunter sogar beim Kunden aufgebaute Anlagen, die aus – aus welchen Gründen auch immer – noch nicht komplett abgenommen und damit verumsatzt werden. Da sich solche Prozesse nun auch nicht ewig hinziehen, dürfte ein Großteil der Leistung in Q1 2023 umsatz- und ergebniswirksam werden. „Was den Maschinenverkauf angeht, werden wir in neue Dimensionen stoßen“, sagt Friedrich Pehle, Finanzvorstand von 2G Energy im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de.
Dabei betont Pehle – wie bereits kurz zuvor im Analysten-Call zur Vorlage der Vorabzahlen 2022 – noch einmal, dass die Fabrikation bei 2G Energy im vergangenen Jahr„zur Höchstform aufgelaufen“ ist. Die vielen Änderungen im Prozessablauf sowie die Standardisierung der Produkte zahlen sich also immer mehr aus. Deutlich wird das schon allein dran, dass die Gesamtleistung der Münsterländer 2022 um annähernd 70 Mio. Euro über dem Niveau von 2021 gelegen hat – ohne nennenswerte Wachstumsschmerzen zu verursachen. Im Gegenteil: Mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 22,00 Mio. Euro hat die Gesellschaft die bisherige Rekordmarke von 19,50 Mio. Euro aus dem Jahr 2011 signifikant übersprungen. Dabei hatte auch 2G Energy mit teilweise abenteuerlichen Preissteigerungen auf der Einkaufsseite zu kämpfen. Dank einer großzügigen Bevorratung sowie Anpassungen auf der Verkaufsseite ließen sich die Belastungen aber so gut es geht abfedern.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Themen wie der befürchtete Gasmangel sowie die Übergewinnbesteuerung etwa im Biogassektor bei einer Reihe von potenziellen Kunden aus Deutschland im zweiten Halbjahr 2022 zu einer abwartenden Haltung führte, die sich erst zum Jahresende hin auflöste. Überkompensiert wurden diese Belastungsfaktoren jedoch durch ein starkes Auslandsgeschäft, das erstmals rund die Hälfte zum Maschinenumsatz beisteuerte. Erfreulich, dass auch bislang eher unterrepräsentierte Märkte in Osteuropa wie etwa Polen nun ebenfalls an Fahrt gewinnen. Zudem hat 2G seine Präsenz in den Benelux-Ländern ausgebaut. In Kombination mit dem florierenden Servicegeschäft führt das per saldo zu den insgesamt guten Resultaten für 2022. Mit Blick auf das noch nicht veröffentlichte Ergebnis nach Steuern können Investoren zudem noch einen positiven Effekt aus der Auflösung von Rückstellungen über 1,8 Mio. Euro einkalkulieren. Dieser Posten wurde vor etlichen Jahren aufgrund eines Verfahrens mit den britischen Steuerbehörden gebildet – die Vorsorge hat sich nun aber wohl als unbegründet herausgestellt.
Anzeige
Summa summarum stehen die Chancen nach Auffassung von boersengefluester.de damit gut, dass 2G Energy bei der Dividende eine Stufe nach oben geht. Immerhin sehen auch die Perspektiven für 2023 und die Folgejahre vielversprechend aus. „10 Prozent Wachstum plus Inflationsrate wollen wir realisieren“, sagt CFO Friedrich Pehle plakativ. Demnach liegt die Messlatte für das laufende Jahr bei Erlösen zwischen 310 und 350 Mio. Euro sowie einer EBIT-Marge in einer Bandbreite von 6,5 bis 8,5 Prozent. Das wiederum würde auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von gut 20 bis knapp 30 Mio. Euro hinauslaufen. Angesichts eines Auftragsbestands von zuletzt 177 Mio. Euro sollte das Umsatzziel schon jetzt solide untermauert sein und dürfte eher im oberen Bereich der Spanne ankommen. Und wer als Investor mit einer EBIT-Marge im Mittel von rund 7,5 Prozent – entsprechend einem EBIT von knapp 26 Mio. Euro – kalkuliert, dürfte wohl ebenfalls auf der sicheren Seite stehen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 189,40 | 209,78 | 236,40 | 246,73 | 266,35 | 312,63 | 365,07 | |
EBITDA1,2 | 11,12 | 15,37 | 19,17 | 20,11 | 21,87 | 26,63 | 34,30 | |
EBITDA-Marge3 | 5,87 | 7,33 | 8,11 | 8,15 | 8,21 | 8,52 | 9,40 | |
EBIT1,4 | 7,33 | 11,45 | 15,45 | 16,45 | 17,93 | 21,96 | 27,64 | |
EBIT-Marge5 | 3,87 | 5,46 | 6,54 | 6,67 | 6,73 | 7,02 | 7,57 | |
Jahresüberschuss1 | 4,92 | 7,61 | 10,30 | 11,96 | 12,64 | 16,37 | 17,99 | |
Netto-Marge6 | 2,60 | 3,63 | 4,36 | 4,85 | 4,75 | 5,24 | 4,93 | |
Cashflow1,7 | 12,85 | 4,88 | 1,92 | 9,79 | 8,86 | 4,98 | 11,72 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,28 | 0,43 | 0,58 | 0,68 | 0,71 | 0,91 | 1,00 | |
Dividende8 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,12 | 0,14 | 0,17 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Der aktuelle Börsenwert des im Frankfurter Scale-Segment gelisteten Unternehmens beträgt knapp 405 Mio. Euro. Das ist schon allein deshalb nicht zu hoch, weil 2G Energy in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Sonderkonjunktur hoffen darf. Jedenfalls gehen Fachleute davon aus, dass die von der heimischen Politik geplanten zusätzlichen Gaskapazitäten als Ersatz für die ungeliebten Kohlekraftwerke schon allein aus zeitlicher Sicht längst nicht nur mit Großkraftwerken zu bewerkstelligen sein werden und es quasi zwangsläufig einer entsprechenden Flankierung durch dezentrale KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) bedarf. „Darin steht für uns die Chance“, sagt Friedrich Pehle. Überschlägig könnte das den Maschinen-Umsatz von 2G Energy um rund 40 Prozent vergrößern. Noch ist das zwar Zukunftsmusik für das Unternehmen aus Heek, doch definitiv ein potenzielle Kurstreiber für die Aktie. Zunächst einmal haben die Analysten von First Berlin jedoch ihr Kursziel von 31 Euro für die 2G-Aktie bestätigt. Das entspricht einer Chance von deutlich mehr als einem Drittel. Zudem wird die langfristige Wasserstofffantasie von 2G Energy am Kapitalmarkt nach Auffassung von boersengefluester.de zurzeit eher unterschätzt.
Foto: 2G Energy AG