Mode und Einzelhandel sind jetzt vielleicht nicht die Themen, bei denen die Investoren vor Freude sofort in die Luft hüpfen. Andererseits haben sich die Aktienkurse von Unternehmen wie Tom Tailor, Hugo Boss oder Adler Modemärkte in diesem Jahr ganz anständig entwickelt. Größere Kursverluste mussten eigentlich nur die Anteilseigner von Gerry Weber hinnehmen, bei Bijou Brigitte sorgt die hohe Dividende derweil für einigermaßen Gleichstand seit Jahresbeginn. Dabei stehen sämtliche Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen, wenn es darum geht, die passenden Produkte im Sortiment zu haben und gleichzeitig die richtige Balance zwischen Onlineabsatz und Ladengeschäften zu finden. Patentrezepte gibt es naturgemäß nicht. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de betont Karsten Odemann, Finanzvorstand von Adler Modemärkte, dass auch seine Gesellschaft zwar den Onlinehandel forciert, der ganz überwiegende Teil der Erlöse aber weiterhin aus dem stationären Handel stammen wird.
Kein Wunder: Die in Haibach bei Aschaffenburg angesiedelte Gesellschaft konzentriert sich stark auf Frauen und Männer in der Klasse über 50 Jahre, das durchschnittliche Alter der Kunden liegt mit 62 Jahren sogar noch ein Stück höher. Loslösen von dem allgemein schwierigen Branchenumfeld kann sich allerdings auch Adler Modemärkte nicht. 2016 musste die Gesellschaft gleich zweimal ihre Prognosen nach unten anpassen, ließ die Dividende ausfallen und musste darüber hinaus auch noch die Insolvenz ihres Großaktionärs, der Steilmann-Gruppe, verkraften. Im Frühjahr verließ der Vorstandschef Lothar Schäfer das Unternehmen, so dass CFO Odemann und COO Andrew Thorndike die Geschäfte kommissarisch führten. Seit September ist das Team nun wieder komplett. Neuer CEO wurde der frühere Telekom-Manager Thomas Freude. Die Aufgabenstellung ist klar: Es gilt, Adler Modemärkte wieder zurück auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu führen.
Eine Menge Vorarbeit haben Odemann und Thorndike bereits geleistet, was sich auch am Aktienkurs ablesen lässt. Ein Teil der Ertragsverbesserungen – genau genommen 7,5 Mio. Euro auf EBITDA-Basis – geht freilich auf Sondereffekte aus Immobilienverkäufen zurück. Und wenn alles klappt, ist bis Jahresende nochmals mit einem ähnlichen Immobiliendeal mit einem strategischen Investor zu rechnen. Zusätzliche Ergebniseffekte im unteren mittleren einstelligen Millionenbereich erhofft sich Finanzchef Odemann ab 2019 von einer Neuordnung der Textillogistik hin zu Meyer & Meyer aus Osnabrück. Darüber hinaus soll ein neues Software- und Kassensystem die Effizienz erhöhen. Unterm Strich ist Adler Modemärkte damit eine Umstrukturierungsstory, wie sie Börsianer mögen. Ein Beleg dafür ist auch das große Interesse der Investoren an dem Unternehmen auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt – längst nicht alle Gesprächswünsche konnten erfüllt werden. Dennoch musste der Aktienkurs zuletzt einen Dämpfer in Form einer größeren Verkaufsorder verkraften.
Eine latente Belastung birgt auch die Aktionärsstruktur in sich. So sind 52,81 Prozent der insgesamt 18.510.000 Aktien der S & E Kapital GmbH zuzurechnen. Dieses Unternehmen wiederum befindet sich zu 43,93 Prozent im Besitz der Private-Equity-Gesellschaft Excalibur. Die anderen 56,07 Prozent sind der STB Fashion Holding GmbH zuzurechnen, einem Finanzierungsvehikel der Steilmann-Gruppe, dessen Hauptzweck damals die Besicherung von Bonds war. Letztlich hat damit nun der Insolvenzverwalter Zugriff auf die STB Fashion Holding. Wie der potenzielle Aktienüberhang abgebaut werden soll, ist derzeit noch offen. Für eine Platzierung am Markt ist das Volumen freilich etwas überdimensioniert, so sexy sind Mode und Handel bei Investoren eben doch nicht.
Andererseits hat die Adler-Aktie durchaus ihren Charme. Die Bewertung des im Prime Standard gelisteten Titels befindet sich in Sichtweite zum Buchwert. Das für das Gesamtjahr avisierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 27 und 30 Mio. Euro scheint erreichbar. Zudem dürfte es für 2017 zumindest eine Anstandsdividende geben – nach einer Nullrunde für 2016. Viel kommt auch darauf an, mit welcher Prognose und Strategie sich der neue CEO im kommenden Jahr an den Kapitalmarkt wendet. Auf dem aktuellen Niveau überwiegen für boersengefluester.de jedenfalls die Chancen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Foto: Adler Modemärkte AG (Markenbotschafterin Birgit Schrowange)