Frischen Stoff aus Hamburg gibt es jede Menge für boersengefluester.de. Immerhin waren wir vom 8. bis 9. Februar 2023 auf den Hamburger Investorentagen (HIT) – und zwar live vor Ort im Scandic Emporio Hotel. Und genau diese Präsenz haben wir einmal mehr zu schätzen gelernt. Ist eben doch etwas komplett anderes, wenn man die Vorstände direkt trifft und sich vor allen Dingen auch mit den vielen Investoren, Analysten, Fondsmanagern und Vertretern der Finanzpresse live und in Farbe austauscht – statt sich nur via Zoom oder Teams digital berieseln zu lassen. Das gibt wertvollen Input, zumal es boersengefluester.de nicht ansatzweise geschafft hat, sich sämtliche der mehr als 40 anwesenden Unternehmen aus dem Small- und Midcapsektor anzusehen. Das wäre angesichts des auf zwei parallel laufenden Streams laufenden Programms auf der von Montega sowie der Privatbank Donner & Reuschel organisierten Veranstaltung freilich auch gar nicht möglich.
Umso wichtiger der Austausch mit anderen Investoren. Jedenfalls weiß boersengefluester.de schon jetzt, dass wir uns in den kommenden Wochen mit mindestens vier Unternehmen näher beschäftigen wollen, die wir bislang nicht so eng verfolgt haben. Als Einstieg in unsere HIT-Berichterstattung wollen wir an deiser Stelle jedoch drei Unternehmen kompakt vorstellen, bei denen wir die Präsentation des Vorstands als komplett entspannt und auch stimmig empfunden haben. Großmeister in dieser Disziplin ist Gert Frank, Vorstand und Gründer der Limes Schlosskliniken AG. Regelmäßige Leser von boersengefluester.de kennen die Investmentstory vermutlich bereits. Das Unternehmen mit Sitz in Köln konzentriert sich auf exklusive Privatkliniken zur Behandlung von psychischen Störungen. Drei Standorte (Teterow in Mecklenburg, Bad Brückenau in Bayern sowie Zürich in der Schweiz) sind bereits im Betrieb, im Frühjahr 2023 soll – mit leichter Verspätung – die Einrichtung in Lindlar (NRW) eröffnet werden. Zudem gibt es Planungen für ein auf Jugendliche zugeschnittenes Konzept, vermutlich ebenfalls in Bad Brückenau.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 6,54 | 7,43 | 8,18 | 11,02 | 23,44 | 28,81 | 37,17 | |
EBITDA1,2 | -0,49 | -0,13 | 0,26 | 0,84 | 6,02 | 8,65 | 7,67 | |
EBITDA-Marge3 | -7,49 | -1,75 | 3,18 | 7,62 | 25,68 | 30,02 | 20,64 | |
EBIT1,4 | -0,72 | -0,93 | -0,54 | -0,43 | 4,53 | 6,00 | 5,03 | |
EBIT-Marge5 | -11,01 | -12,52 | -6,60 | -3,90 | 19,33 | 20,83 | 13,53 | |
Jahresüberschuss1 | -1,25 | -1,46 | -0,83 | -0,69 | 4,11 | 4,86 | 3,91 | |
Netto-Marge6 | -19,11 | -19,65 | -10,15 | -6,26 | 17,53 | 16,87 | 10,52 | |
Cashflow1,7 | 1,02 | -0,66 | 0,17 | 0,76 | 4,77 | 8,04 | 6,29 | |
Ergebnis je Aktie8 | -4,95 | -5,78 | -2,81 | -2,37 | 13,45 | 14,34 | 11,58 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: B-S-H Collegen |
Nachdem der Aufbau der ersten Klink in Teterow noch unverhältnismäßig viel Geld verschlungen hat, gestaltet sich die Lernkurve für Limes längst sehr viel effektiver. Neu war für uns insbesondere, dass Limes seine Gäste zur rund 90 Prozent über das Internet gewinnt. „Wir haben mit Sicherheit das höchste Marketingbudget pro Patient in Deutschland“, sagt Gert Frank. Für 2022 stellt das Unternehmen Umsätze von um die 30 Mio. Euro sowie ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von etwa 8 Mio. Euro in Aussicht. Perspektivisch will die Gesellschaft die Erlöse auf das doppelte Niveau hieven. Wesentlicher Treiber ist, dass psychische Erkrankungen immer mehr an Bedeutung gewinnen, es gleichzeitig aber – im Gegensatz zum Ausland – noch keine echte „Qualitätsmarke“ für Top-Kliniken in diesem Sektor gibt. Genau diese Lücke will CEO und Großaktionär Gert Frank schließen und setzt dabei auf die hohe Zahlungsbereitschaft seiner betuchten Klientel. Insgesamt eine sehr eingängige Story.
Die womöglich spannendste Präsentation auf dem HIT hat nach Auffassung von boersengefluester.de indes Matthias Schmitz, der Finanzvorstand von KSB, geliefert. Sehr geschmeidig und unprätentiös, wie der Manager den Investoren in Hamburg die Transformation des milliardenschweren Pumpen- und Armaturenherstellers hin zu einem agilen Familienunternehmen schmackhaft gemacht hat. „Wir arbeiten seit vier Jahren daran, den schlafenden Tiger KSB zu wecken. Wir werden weiter liefern. Deswegen gehen wir jetzt auch stärker an die Öffentlichkeit und den Kapitalmarkt.“ Nicht ganz unwichtig dabei ist, dass hat sich auch die Rolle der einflussreichen Gründerfamilien gewandelt hat: Operativ nehmen die Großaktionäre keinen so großen Einfluss mehr, sondern legen eher Wert auf attraktiven Dividenden. Entsprechend stellt CFO Matthias Schmitz für 2022 auch eine deutliche höhere Ausschüttung als die zuletzt gezahlten 12 Euro je Stammaktie in Aussicht. Ansonsten dreht sich die Investmentstory stark darum, dass KSB vor allem im Standardgeschäft mit Pumpen noch stärkere Akzente setzt und darüber hinaus den Armarturenbereich mehr pusht. Die Vorabzahlen für 2022 haben die Frankenthaler erst kürzlich vorgelegt (siehe dazu unseren Beitrag HIER). 2023 soll definitiv noch besser werden, wie Matthias Schmitz betont. Bis 2025 will das Unternehmen auf eine EBIT-Zielmarge von 8 Prozent kommen – nach zuletzt 6,4 Prozent. Unsere Einschätzung: Die KSB-Aktie sollten Value-Anleger auf jeden Fall auf dem Schirm haben. Davon sind wir nach der Präsentation auf dem HIT mehr denn je überzeugt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.204,96 | 2.245,95 | 2.383,19 | 2.207,88 | 2.343,58 | 2.573,39 | 2.818,99 | |
EBITDA1,2 | 188,69 | 179,19 | 195,45 | 170,08 | 222,05 | 259,52 | 312,00 | |
EBITDA-Marge3 | 8,56 | 7,98 | 8,20 | 7,70 | 9,48 | 10,08 | 11,07 | |
EBIT1,4 | 117,25 | 74,70 | 113,60 | 70,17 | 141,16 | 169,10 | 223,90 | |
EBIT-Marge5 | 5,32 | 3,33 | 4,77 | 3,18 | 6,02 | 6,57 | 7,94 | |
Jahresüberschuss1 | 52,10 | 23,92 | 58,50 | 4,38 | 110,32 | 127,34 | 176,61 | |
Netto-Marge6 | 2,36 | 1,07 | 2,45 | 0,20 | 4,71 | 4,95 | 6,27 | |
Cashflow1,7 | 120,69 | 61,35 | 144,93 | 183,86 | 163,92 | 2,11 | 280,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | 21,10 | 6,26 | 24,47 | -5,63 | 53,34 | 59,05 | 86,83 | |
Dividende8 | 7,50 | 3,00 | 8,50 | 4,00 | 12,00 | 19,50 | 26,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: - |
Gut aufgelegt auf den Hamburger Investorentagen zeigt sich auch Oliver Schwegmann. „Wir sind voll zurück auf dem Wachstumspfad“, sagt der Vorstand des Getränkeanbieters Berentzen bei der wohl mit Abstand bestbesuchten Präsentation auf dem Februar-HIT. Im Gepäck hat Berentzen ansprechende Zahlen für 2022, die allerdings noch besser hätten sein können, wenn die Preise für Material und Energie nicht so sehr ins Kontor geschlagen hätten. Entsprechend geht es nun darum, mit den mächtigen Einzelhandelskonzernen in Preisverhandlungen zu treten. Wenn alles gut läuft, könnte die Ergebnisdynamik ab dem zweiten Quartal 2023 wieder stärker zugunsten von Berentzen laufen. Losgelöst davon betont Oliver Schwegmann, dass Berentzen bereit für Zukäufe sei, gleichzeitig aber auch an seiner progressiven Dividendenstrategie festhalten wolle: „Wir stehen auf sehr soliden finanziellen Strukturen.“ Das mittelfristige Ziel für die EBIT-Marge liegt bei immerhin 8 Prozent – nach zuletzt 4,7 Prozent. Die Analysten von Montega haben das Kursziel für die Aktie ganz frisch bei 12 Euro angesetzt, was annähernd einem Verdoppler entspricht. Tipp: Wer sich als Anleger noch näher mit dem Unternehmen beschäftigen möchte, sollte sich unbedingt die jüngsten Beiträge von Jonathan Neuscheler auf seinem Blog Abilitato ansehen. Auf dem HIT hat uns Berentzen jedenfalls richtig gut gefallen, und das enorme Interesse der Konferenzteilnehmer spricht im Grunde auch eine deutliche Sprache. Zum Schluss erneut der Hinweis: Auf dem HIT gab es noch sehr viel mehr spannende Präsentationen, wir stellen in den kommenden Tagen weitere Aktien vor.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 172,13 | 162,17 | 167,40 | 154,59 | 146,11 | 174,22 | 185,65 | |
EBITDA1,2 | 16,41 | 17,33 | 18,36 | 14,13 | 15,30 | 16,70 | 16,00 | |
EBITDA-Marge3 | 9,53 | 10,69 | 10,97 | 9,14 | 10,47 | 9,59 | 8,62 | |
EBIT1,4 | 9,22 | 9,80 | 9,81 | 5,21 | 6,65 | 8,30 | 7,71 | |
EBIT-Marge5 | 5,36 | 6,04 | 5,86 | 3,37 | 4,55 | 4,76 | 4,15 | |
Jahresüberschuss1 | 2,56 | 5,17 | 4,93 | 1,23 | 3,66 | 2,10 | 0,87 | |
Netto-Marge6 | 1,49 | 3,19 | 2,95 | 0,80 | 2,51 | 1,21 | 0,47 | |
Cashflow1,7 | 4,12 | 5,59 | 16,61 | 13,63 | 11,62 | 4,91 | -3,06 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,27 | 0,55 | 0,52 | 0,13 | 0,39 | 0,22 | 0,09 | |
Dividende8 | 0,22 | 0,28 | 0,28 | 0,13 | 0,22 | 0,22 | 0,09 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |