Absolut bemerkenswert, wie sich der Aktienkurs von Artnet seit Mitte Oktober aus seiner Umklammerung befreit hat und von rund 5 Euro auf zuletzt bis annähernd 7 Euro gestiegen ist. Zeitlich passt die Bewegung mit der Veröffentlichung der Hauptversammlungs-Einladung von Artnet am 18. November 2024 in Berlin zusammen. Boersengefluester.de hatte (HIER) darüber berichtet – insbesondere auch über die Ergänzungsverlangen von Ankeraktionär Rüdiger K. Weng (Weng Fine Art), der einen Platz im Aufsichtsrat des Kunstdaten-Unternehmens für sich reklamiert. Letztlich ist die Spekulation des Kapitalmarkts, dass mit der Hauptversammlung (HV) entscheidende Bewegung in den längst hätte abgeschlossen sein sollenden Prozess um den Einstieg eines finanzstarken Investors kommt.
Genau in diese Gemengelage meldet sich Artnet mit einem Update zur operativen Entwicklung. Demnach bestätigen die Berliner zwar den für 2024 erwarteten Umsatz zwischen 25 und 27 Mio. Euro. Insbesondere aufgrund der „schwierigen Verhältnisse auf dem Kunstmarkt“ passt der Vorstand jedoch die Planungen für das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) auf eine Bandbreite von 0 bis 0,50 Mio. Euro an. Bislang lag die für das laufende Jahr avisierte EBIT-Spanne zwischen 0,75 und 1,50 Mio. Euro. Im ungünstigen Fall macht Artnet also rund 1 Mio. Euro weniger Betriebsergebnis als bislang gedacht. Eine Meldung, die sich freilich in alle Richtungen interpretieren lässt: Grundsätzlich zeigt sich, dass das öknönomische Umfeld in der Kunstszene unverändert schwierig ist, was nicht förderlich für eine nachhaltige Wende im Aktienchart ist. Und in einem schwachen Umfeld hat es jedes Management schwer. Das zeigen die vielen Gewinnwarnungen, die es zurzeit gibt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 18,43 | 18,32 | 19,54 | 18,94 | 20,89 | 25,03 | 23,35 | |
EBITDA1,2 | 0,77 | 1,26 | 1,52 | 1,55 | 0,63 | -0,14 | -0,20 | |
EBITDA-Marge3 | 4,18 | 6,88 | 7,78 | 8,18 | 3,02 | -0,56 | -0,86 | |
EBIT1,4 | 0,36 | 0,77 | 0,18 | 0,19 | -0,75 | -1,63 | -1,90 | |
EBIT-Marge5 | 1,95 | 4,20 | 0,92 | 1,00 | -3,59 | -6,51 | -8,14 | |
Jahresüberschuss1 | 0,70 | 1,04 | -0,01 | 1,92 | -0,80 | 0,12 | -1,00 | |
Netto-Marge6 | 3,80 | 5,68 | -0,05 | 10,14 | -3,83 | 0,48 | -4,28 | |
Cashflow1,7 | 1,01 | 1,11 | 1,63 | 2,71 | 0,56 | 2,66 | 0,98 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,12 | 0,19 | 0,00 | 0,35 | -0,09 | 0,02 | -0,18 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Andererseits ist die Entwicklung trotzdem Wasser auf die Mühlen derjenigen, die tiefgreifende Veränderungen bei Artnet fordern – auch um bei einer Aufschwungphase voll durchstarten zu können. Die HV gewinnt durch das operative Update jedenfalls nochmals an Dynamik. Zur weiteren Einordnung: Nach neun Monaten 2024 kommt Artnet nach vorläufigen Zahlen bei Erlösen von 16,2 Mio. Euro auf ein EBIT von minus 1,4 Mio. Euro. Im dritten Quartal sind die Berliner damit beim Betriebsergebnis fast wieder auf das schwache Resultat vom Auftaktviertel 2024 zurückgefallen, nachdem Q2 dann leicht positiv auf EBIT-Ebene war.
Insgesamt muss sich die Gesellschaft im Abschlussquartal also nochmals gehörig strecken, um die nach unten angepassten Ergebnisziele zu erreichen. Weitere Details sind mit dem nun für den 11. November 2024 angesetzten Q3-Report zu erwarten. Ebenfalls interessant: Auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG ab dem 25. November 2024 – also nach der Artnet-HV – steht Artnet für 1on1s parat. Spannende Wochen also – mit hoffentlich einem nachhaltigen Kurs-Happy-End und endlich wieder mehr Rückenwind vom Kunstmarkt.
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