Wenn ein Unternehmen wie die Deutsche Grundstücksauktionen – neben den ohnehin schon argen Ergebnisbelastungen im Zuge des Berliner Mietendeckels – sich plötzlich auch noch den Unsicherheiten von Corona gegenübersieht und deshalb die Dividende vorsorglich stärker als geplant reduziert, dann wirkt sich das deutlich negativ im Aktienkurs aus. Dafür braucht es keine höheren Börsenkenntnisse, immerhin ist die sonst für ihre mehr oder weniger Vollausschüttungen bekannte Gesellschaft ein klassischer Dividendenwert. Allmählich sollte jedoch mal gut sein mit der Zurückhaltung der Investoren bei dem Veranstalter von Immobilienauktionen. Wie spätestens die Halbjahreszahlen jetzt zeigen, ist die Deutsche Grundstücksauktionen (DGA) mit ihren Online-Tools und gestreamten Präsenzveranstaltungen nämlich richtig gut vorbereitet auf eine Ausnahmesituation, wie sie Corona erzwungen hat.
Damit nicht genug: Offensichtlich verspüren insbesondere private Endanleger in der jetzigen Zeit noch mehr Drang, ihre Ersparnisse in Immobilien anzulegen oder zumindest dort zu parken. So stieg die Netto-Courtage – diese um Umsatzsteuern und Unterprovisionen bereinigte Größe entspricht am ehesten einer klassischen Umsatzkennzahl – leicht von 5,66 auf 5,76 Mio. Euro. Die reinen Objektumsätze kletterten sogar um gut zwölf Prozent auf 59,80 Mio. Euro. Der Vorstandsvorsitzende Michael Plettner spricht vom „zweitbesten ersten Halbjahr seit der Finanzkrise 2008“. Unterm Strich steht ein um 4,5 Prozent verbesserter Überschuss von 846.00 Euro. Auch das eine bemerkenswerte Zahl, schließlich war das erste Halbjahr auch mit einer Menge Tücken rund um das Auktionsgeschäft verbunden: Für die DGA, aber auch die Kunden der Berliner, die sich eben nicht wie sonst üblich ihre Lieblingsobjekte vorab in Natura ansehen konnten. So war Mecklenburg-Vorpommern etwa für Tagestouristen zeitweise komplett abgeriegelt.
Vor dem Eindruck solch widriger Umstände hält sich das Management für das Gesamtjahr lieber bedeckt und stellt nur wachsende Umsätze und Gewinne in Aussicht, ohne dies näher einzugrenzen. Nun: Das ist wohl ziemlich tiefgestapelt. Sofern sich die allgemeine Lage an der Corona-Front nicht komplett verschlechtert, sollten die Resultate für 2020 eher wieder Richtung dem starken Niveau von 2017/18 gehen. So zumindest die Erwartungshaltung von boersengefluester.de. Und damit dürfte – spätestens zur Hauptversammlung im kommenden Jahr – auch wieder die Stunde der dividendenorientierten Anleger schlagen. Immerhin gibt es Überlegungen, den Corona-bedingten Teil der Dividendenkürzung für 2019 im kommenden Jahr nachzureichen. Im Idealfall könnte die Ausschüttung demnach sogar etwas über die Marke von 1,00 Euro klettern. Aber das ist reine Spekulation. Konservative Anleger, und dazu dürften die meisten der hier engagierten Investoren zählen, schrauben die Erwartungshaltung nicht ganz so hoch. Aber selbst eine Dividende von 0,75 Euro steht bei der im Freiverkehrssegment Scale gelisteten DGA-Aktie für eine Rendite von zurzeit mehr als sechs Prozent. Da kann man nicht meckern.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 11,16 | 12,00 | 10,07 | 12,71 | 14,52 | 12,29 | 7,07 | |
EBITDA1,2 | 1,94 | 2,37 | 0,96 | 3,21 | 3,46 | 2,10 | -2,12 | |
EBITDA-Marge3 | 17,38 | 19,75 | 9,53 | 25,26 | 23,83 | 17,09 | -29,99 | |
EBIT1,4 | 1,80 | 2,35 | 0,76 | 2,98 | 3,29 | 1,91 | -2,22 | |
EBIT-Marge5 | 16,13 | 19,58 | 7,55 | 23,45 | 22,66 | 15,54 | -31,40 | |
Jahresüberschuss1 | 1,22 | 1,60 | 0,49 | 2,05 | 2,24 | 1,30 | -1,88 | |
Netto-Marge6 | 10,93 | 13,33 | 4,87 | 16,13 | 15,43 | 10,58 | -26,59 | |
Cashflow1,7 | 1,35 | 1,75 | 0,69 | 2,28 | 2,42 | 1,47 | -1,77 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,76 | 1,00 | 0,31 | 1,28 | 1,40 | 0,81 | -1,17 | |
Dividende8 | 0,77 | 1,00 | 0,15 | 1,35 | 1,50 | 0,60 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Kowert, Schwanke & von Schwerin |
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