Respekt: Nach ein paar Tagen war die jüngste Kapitalerhöhung von Lloyd Fonds bereits zu mehr als 85 Prozent platziert und sorgte bei dem im Bereich Vermögensverwaltung tätigen Unternehmen für einen Mittelzufluss von brutto 5,25 Mio. Euro. Für normale Börsenverhältnisse ist ein derartiges Volumen zugegebenermaßen keine große Sache. Bemerkenswert an der Transaktion ist jedoch, dass Lloyd Fonds die neuen Aktien zu einem Aufpreis von knapp acht Prozent gegenüber der damaligen Notiz platzieren konnte. „Das ist ein starkes Signal und belegt eindeutig, wie überzeugt die Aktionäre von der Investmentstory sind“, urteilen die Experten von Hauck & Aufhäuser und bestätigen in einer frischen Analyse ihre Kaufen-Einschätzung mit Kursziel 10 Euro für die Lloyd Fonds-Aktie.
Bertram Köhler (CEO) und Marco Scheidler (CFO) werden die Studie von H&A aufmerksam gelesen haben, denn das Vorstandsteam der Beteiligungsgesellschaft DEWB – die Abkürzung steht für Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft – hat an der Kapitalerhöhung teilgenommen und so die bisherige Beteiligungsquote von 19,3 Prozent der DEWB an Lloyd Fonds gesichert. Das verraten die beiden Manager im gut einstündigen Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de. „Wir wollten uns nicht verwässern lassen und haben voll gezeichnet“, sagt Bertram Köhler. Das wiederum ist insofern erstaunlich, weil die DEWB mit zurzeit sieben Depot-Unternehmen zwar auf dem Papier über ein relativ breit gestreutes Portfolio verfügt. Tatsächlich dominiert die Position in Lloyd Fonds die gesamte Zusammenstellung aber bereits zu vermutlich 60 bis 65 Prozent – je nach Schätzungen für die Werte der vier nicht notierten Beteiligungen.
Am wertvollsten dürfte hierbei der Anteil an Stableton sein, einer aus der Schweiz stammenden Plattform für Alternative Investments. Darüber hinaus hat DEWB Pakete am Tokenisierungsspezialisten Cashlink, der zu Lloyd Fonds gehörenden LAIC Capital sowie dier schon mehrfach von boersengefluester.de vorgestellte Nextmarkets – einen Anbieter von kuratiertem Trading. Im gelisteten Bereich besitzt DEWB 4,2 Prozent an der auf Mittelstandsfinanzierungen fokussierten aifinyo sowie einen kleinen (mittelbar gehaltenen) Anteil von 0,8 Prozent an der Tradingplattform Naga Group. Insbesondere über Thema Naga ließe sich zwar ein eigenes Kapitel schreiben, am Ende hängt der Erfolg von DEWB aber maßgeblich an Lloyd Fonds. „Wir bieten dem Anleger kein klassisches Diversifikationsobjekt“, räumt Vorstand Bertram Köhler ein. Vielmehr ist das Depot derzeit so strukturiert, dass es der Kernbeteiligung Lloyds Fonds möglichst gute Synergiepotenziale und Netzwerkeffekte ebnet. So nutzt etwa die zum Konzernverbund gehörende Tochter Lloyd Token die Infrastruktur von Cashlink bei ihren Tokenisierungsaktivitäten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1,37 | 11,70 | 3,28 | 4,97 | 11,21 | 0,00 | 0,31 | |
EBITDA1,2 | 0,67 | 4,41 | 2,19 | 3,15 | 8,13 | -0,88 | -0,72 | |
EBITDA-Marge3 | 48,91 | 37,69 | 66,77 | 63,38 | 72,53 | 0,00 | -232,26 | |
EBIT1,4 | 0,67 | 4,41 | 2,18 | 3,15 | 8,13 | -0,88 | -0,72 | |
EBIT-Marge5 | 48,91 | 37,69 | 66,46 | 63,38 | 72,53 | 0,00 | -232,26 | |
Jahresüberschuss1 | 0,09 | -1,53 | 0,29 | 2,43 | 7,54 | -4,80 | -1,62 | |
Netto-Marge6 | 6,57 | -13,08 | 8,84 | 48,89 | 67,26 | 0,00 | -522,58 | |
Cashflow1,7 | -1,70 | -10,60 | -2,70 | 3,70 | 2,90 | -3,90 | -1,20 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,01 | -0,09 | 0,02 | 0,15 | 0,45 | -0,29 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Morison Köln |
Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob das im Zuge der jüngsten Kapitalerhöhung nochmals ausgebaute Aktienpaket an Lloyd Fonds ein Klumpenrisiko darstellt oder vielleicht doch eher eine besondere Chance ist. Definitiv interessant ist jedoch ein überschlägiger Blick auf die aktuellen Kennzahlenrelationen: So stehen die drei börsennotierten Beteiligungen für einen Wert von zurzeit 24,3 Mio. Euro, wovon rund 22,0 Mio. Euro auf Lloyd Fonds entfallen. Die nicht gelisteten Engagements veranschlagt boersengefluester.de in Summe auf Untergrenze 10 bis 11 Mio. Euro, was einem Gesamtwert von etwa 35 Mio. Euro entspricht. Dem steht ein Börsenwert der DEWB von zurzeit allerdings nur 14,6 Mio. Euro entgegen, also deutlich weniger als die Hälfte der Beteiligungswerte. Zu berücksichtigen ist freilich, dass die DEWB Mitte 2023 eine Anleihe im Volumen von netto rund 9 Mio. Euro zurückzahlen muss, ein Bankkredit von zuletzt gut 900.000 Euro in den Büchern steht und darüber hinaus Holding- und Zinsaufwendungen von rund 1,5 Mio. Euro zu schultern sind.
Bleibt aber immer noch eine deutliche Lücke von 8 bis 9 Mio. Euro, die DEWB an der Börse zu niedrig bewertet sein dürfte. Und selbst wenn man hiervon einen deutlichen Holding-Abschlag vornimmt: Kurse von mindestens 1,20 Euro sollten für die DEWB-Aktie in der jetzigen Konstellation normalerweise drin sein. Das gilt umso mehr, weil der jüngste deutliche Aufschwung der Lloyd Fonds-Aktie an der DEWB-Notiz komplett vorbeigegangen ist. Eigentlich komisch, denn normalerweise gehen beide Kurse – wen wundert es – weitgehend gleichförmig. Und sollten die Analysten von Hauck & Aufhäuser mit ihrem Kursziel von 10 Euro für Lloyd Fonds – künftig firmierend als LAIQON – Recht behalten, müsste die DEWB-Aktie ohnehin woanders stehen.
Dabei haben die DEWB-Vorstände ambitionierte Ziele: Bis Ende 2024 soll der Portfoliowert auf mindestens 100 Mio. Euro steigen. Aus der Luft gegriffen sind die Ambitionen des Unternehemns aus Jena nicht, immerhin türmte sich das Depotvolumen Ende 2021 schon einmal auf mehr als 56 Mio. Euro, womit über die Hälfte des Zielwerts auf der Uhr standen. Wenn die Märkt mitspielen, kann es bei der DEWB also sehr schnell gehen. Trotzdem bleibt der Titel schon aufgrund der niedrigen Handelsliquidität eine sehr spekulative Anlage. Und für dividendenorientierte Anleger kommt DEWB schon gar nicht in Frage.
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