Eine seit acht Jahren stabile Dividende von 0,10 Euro je Aktie mag ja ganz schön sein. Insbesondere, wenn sie – wie bei Edel – während dieses Zeitraums im Schnitt für eine Rendite von etwas mehr als 4,1 Prozent steht. Doch mindestens seit einem Jahr macht die Aktie des auf Musik, Bücher und Filme spezialisierten Medienunternehmens überhaupt keinen Spaß mehr: Auf Sicht von zwölf Monaten hat der Anteilschein um gut 40 Prozent an Wert verloren, was einem Verlust an Börsenwert von fast 32 Mio. Euro entspricht. Dabei hatte der Kapitalmarkt wieder mal ein feines Näschen, weil der Kursrückgang schon deutlich vor der ersten schlechten Nachricht im November 2018 einsetzte. Damals mussten die Hamburger eingestehen, dass der Gewinn für das Geschäftsjahr 2017/18 (30. September) aufgrund der unerwartet schwachen Entwicklung der Berliner Tochter Pandastorm im Zuge einer rechtlichen Auseinandersetzung mit Minderheitsgesellschaftern, den Buchbereichen von Edel Germany und einer Sonderabschreibung auf Edel Italy um ein gutes Drittel und den ursprünglichen Erwartungen bleiben würde. Getrübt war die Stimmung der Börsianer damals allerdings schon insofern, weil Edel den in Kapitalmarktkreisen wenig populären Rechtsformwechsel in eine KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) angekündigt hatte.
Soweit die Vorgeschichte. Mittlerweile hat Edel Halbjahreszahlen für das Geschäftsjahr 2018/19 vorgelegt und Ende Mai die Hauptversammlung abgehalten. Operativ haben sich die Ergebnisse einigermaßen gefangen, allerdings noch immer abwärts gerichteter Tendenz – insbesondere aufgrund der investitionsbedingt höheren Abschreibungen. Der Vertrieb in Italien läuft jetzt über Sony Music. Insgesamt ging das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahr von 6,4 auf 5,9 Mio. Euro zurück. Vor Abzug der Anteile Dritter büßte der Gewinn nach Steuern um rund 400.000 Euro auf 3,20 Mio. Euro ein. So zumindest die vorläufigen Zahlen, der komplette Bericht soll bis Ende Juni veröffentlicht sein. „Während unsere digitalen Umsätze überaus stark wachsen, verzeichnen wir Rückgänge bei der Fertigung von digitalen Datenträgern. Unsere sonstigen physischen Umsätze haben wir stabilisiert und teilweise sogar leicht steigern können. Auch im Buchbereich haben wir gute Zuwächse erzielen können. Das Marktumfeld stellt uns aber weiter vor einige Herausforderungen“, sagt der an die Konzernspitze gerückte Jonas Haentjes.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 198,15 | 209,18 | 209,50 | 214,10 | 251,33 | 277,02 | 280,22 | |
EBITDA1,2 | 16,13 | 17,30 | 16,04 | 18,75 | 25,94 | 30,96 | 31,30 | |
EBITDA-Marge3 | 8,14 | 8,27 | 7,66 | 8,76 | 10,32 | 11,18 | 11,17 | |
EBIT1,4 | 9,13 | 8,84 | 6,67 | 9,28 | 16,93 | 21,52 | 22,20 | |
EBIT-Marge5 | 4,61 | 4,23 | 3,18 | 4,33 | 6,74 | 7,77 | 7,92 | |
Jahresüberschuss1 | 4,46 | 3,98 | 2,25 | 2,71 | 7,35 | 12,38 | 12,70 | |
Netto-Marge6 | 2,25 | 1,90 | 1,07 | 1,27 | 2,92 | 4,47 | 4,53 | |
Cashflow1,7 | 11,68 | 14,69 | 20,86 | 23,69 | 23,77 | 16,59 | 32,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,19 | 0,16 | 0,08 | 0,12 | 0,31 | 0,54 | 0,57 | |
Dividende8 | 0,10 | 0,10 | 0,10 | 0,10 | 0,20 | 0,30 | 0,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Für das laufende Jahr stellt Edel einen leichten Erlösrückgang auf 207,5 Mio. Euro sowie einen Überschuss von 4,70 Mio. Euro in Aussicht – nach 3,98 Mio. Euro im Jahr zuvor. Das korrespondiert mit einer marktkapitalisierung von zurzeit 47,75 Mio. Euro. Zuzüglich der Netto-Finanzverschuldung von knapp 58 Mio. Euro ergibt sich ein Unternehmenswert (Enterprise Value) von rund 105,5 Mio. Euro. Mit anderen Worten: Rein auf Basis des KGV sieht die Edel-Aktie recht günstig aus. Unter Berücksichtigung der Finanzierungsseite dreht sich das Bild aber schon um ein gutes Stück. Punkten kann der Small Cap wieder, wenn Abschreibungen und Zinsergebnis ausgeklammert werden. Dann nämlich liegt die Relation von Enterprise Value zu EBITDA bei gerade einmal 5,80. Ein direkter Vergleich mit Bastei Lübbe ist aufgrund der Turnaroundsituation der Kölner etwas schwierig, aber selbst auf Basis des kommenden Geschäftsjahrs dürfte Bastei Lübbe bei der Relation von EV/EBITDA im Bereich um 7,5 zu finden sein. So gesehen geht der Bewertungspunkt an Edel.
Zu hoffen bleibt freilich, dass die im Handelssegment Scale gelistete Gesellschaft ihr auf der jüngsten Hauptversammlung gegebenes Bekenntnis zur Börsennotiz aufrecht hält. Zudem wäre auch ein – neben der obligatorischen Scale-Coverage durch EDISION – weiteres Research wichtig, zumal die Zusammenarbeit mit Montega bereits vor einiger Zeit beendet wurde. Die Fokussierung auf die (steuerfreie) Dividende ist als Argument für ein Investment in Edel nämlich doch ein bisschen wenig. Schließlich vergeht bis zur nächsten Ausschüttung noch fast ein Jahr. Umso sinnvoller wäre es, wenn die Hamburger ihre Kommunikation mit dem Kapitalmarkt deutlich intensivieren und sich nicht so sehr zurückziehen würden. Als Medienunternehmen sollte das doch eigentlich möglich sein. Dabei übt das stark gedrückte Kursniveau, die Edel-Aktie notiert etwa so hoch wie im Herbst 2016, schon jetzt einen gewissen Reiz aus. Jedenfalls besteht im Bereich um 2 Euro eine ausgeprägte Unterstützungszone.

