Egal, wo wir uns auch umhören: Von GK Software schwärmen zurzeit nahezu alle Analysten, Investoren und auch die Vertreter der Finanzpresse. Nach einer Kursrally von deutlich mehr als 250 Prozent seit dem Tiefpunkt nach dem Corona-Crash vom März 2020 ist das zunächst einmal auch kein Wunder. Erfolg macht eben sexy, das gilt auch auf dem Börsenparkett. Die rasante Performance kommt freilich nicht von ungefähr: Wer den Anbieter von Kassen-Softwaresystemen vorzugsweise für große Einzelhandelsketten schon über viele Jahre auf dem Schirm hat, erkennt vermutlich sogar ohne Blick auf die Zahlen, dass GK Software zurzeit einen Lauf hat. Insbesondere der kontinuierlich steigende Anteil wiederkehrender Erlöse kommt gut an bei den Anlegern. „2020 stand im Zeichen der Transformation zur Cloud“, sagt Finanzvorstand André Hergert bei seiner Präsentation auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz.
Tipp von boersengefluester.de an dieser Stelle: Investieren Sie ruhig 30 Minuten Zeit und schauen sich den Vortrag von André Hergert auf der MKK im Video-Format an – GBC hat die Präsentation bei YouTube eingestellt. Lohnt sich auf jeden Fall! Um auf Nummer sicher zu gehen und auch bloß keine Info zu verpassen, hat boersengefluester.de sich sogar noch mehr Zeit genommen und – neben der Übertragung des Investoren-Calls zur Veröffentlichung des Geschäftsberichts Ende April vor immerhin 50 Teilnehmern auf der Montega-Connect-Plattform – nun auch noch ein Hintergrundgespräch mit IR-Manager René Schiller geführt. Normalerweise fast schon eine Überdosis an GK Software. Doch insbesondere der jährliche Austausch mit René Schiller – nun auch schon zum zweiten Mal in Folge im virtuellen Format – hilft uns immer wieder beim Verstehen. Schließlich hat sich der Komplexitätsgrad des Geschäfts in den vergangenen Jahren deutlich vergrößert – ein Trend, der wohl anhält.
So erweitert GK seine traditionell enge Anbindung an das Ökosystem von SAP zunehmend um große Vertriebspartnerschaften, wie zuletzt etwa mit Microsoft. Im Zuge dessen bringt der Software-Riese das GK-Kernprodukt Cloud4Retail auf seine Cloudplattform Azure und erhofft sich dadurch markante Zusatzgeschäfte. Immerhin wickeln große Einzelhändler wie Aldi, Lidl, Edeka tagtäglich gewaltige Datenmengen ab. Ein wichtiger Treiber ist hier insbesondere auch die gemeinsam mit der Bundesdruckerei entwickelte Fiskalisierungslösung für die Umsetzung der gesetzlichen Kassensicherungsverordnung. Im Grunde das gleiche Thema, mit dem sich auch Vectron Systems bei seinen Kassen für Gastronomie und Bäckereien beschäftigt – nur eben in einer ganz anderen Dimension. Dem Vernehmen nach wurden über die Deutsche Fiskal allein seit Jahresbeginn 2021 mehr als 2 Milliarden Transaktionen in Echtzeit ausgewertet und mit entsprechenden umsatzsteuerlichen Signaturen versehen. „Das Geschäft wird einen Ergebnisbeitrag liefern, der deutlich über dem liegt, was wir sonst tun“, verriet Hergert auf der Investorenveranstaltung von Montega.
Eine interessante Kiste könnte zudem die in Vorbereitung befindliche Reselling-Partnerschaft mit IBM sein. Die Vollzugsmeldung hierzu soll vermutlich noch im Mai, spätestens aber im Juni kommen. Konkret geht es hier – ähnlich wie bei der Microsoft/Azure-Kooperation – darum, die IBM-Cloud mit dem GK-Produkt Cloud4Retail zu verknüpfen. Interessant ist IBM als Partner insbesondere deshalb, weil IBM mit dem Kassenbetriebssystem 4690 früher stark im Markt vertreten war, das Geschäft aber 2012 an Toshiba verkauft hat. Geblieben ist freilich eine enge Beziehung zu vielen Kunden von damals – ein Potenzial, das es künftig zu heben gilt. So zumindest das erklärte Ziel der Zusammenarbeit mit IBM. Ein regelmäßig heiß diskutiertes Thema ist zudem die weitere geographische Ausweitung von GK Software – etwa Richtung Asien. Nach den Erfahrungen aus den Markteintritten in Nord- und Südamerika ist jedoch klar, dass ein solcher Schritt nicht ohne funktionierenden lokalen Kern gelingen kann. Entsprechend dürfte ein Teil des Emissionserlöses von brutto 19 Mio. Euro aus der jüngsten Kapitalerhöhung in dieses vermutlich für 2021/22 anstehende Projekt fließen.
Wie wichtig Präsenz vor Ort ist, zeigt sich auch an der Tatsache, dass der ursprünglich aus Island stammende Einzelhandels-Softwareanbieter LS Retail im Februar 2021 von der US-Company Aptos übernommen wurde. Mit ein schlagendes Argument für den Deal war – so ist zu hören – insbesondere die Asien-Präsenz von LS Retail gewesen. Noch nicht auf die Goldwaage legen sollten Anleger derweil den bisherigen Ausblick für 2021, der bei einem leichten Umsatzanstieg eine „weitere leichte Verbesserung“ des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (EBIT) vorsieht. Da schon allein die Deutsche Fiskal super gut angelaufen ist, obwohl Corona-bedingt längst noch nicht alle Geschäfte wieder in voller Kassenstärke geöffnet haben, sollte am Ende eine größere Dynamik wahrscheinlich sein. Boersengefluester.de kalkuliert zurzeit mit einem Erlösplus von 16,5 Prozent auf 137 Mio. Euro – bei einem weiter signifikant steigendem EBIT und auch Nettogewinn.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Ohnehin ist das aber nur eine Momentaufnahme: Bis Ende 2023 will das in Schöneck im Vogtland ansässige Unternehmen den Umsatz auf eine Bandbreite von 160 bis 175 Mio. Euro hieven – bei einer Zielgröße für die EBIT-Rendite von 15 Prozent. „Wir sind zuversichtlich, dass wir diese Marge vor dem Ende des Prognosezeitraums erreichen können“, sagt CFO Hergert. „Kühne Erwartungen“ hat der Vorstand derweil an neue Produkte wie etwa GK Spot, wo die Gesellschaft ihre in der Deutschen Fiskal gesammelten Erfahrungen im Big Data-Bereich in umfassende Analysetools für die Kunden einfließen lassen will. Ab 2023 könnten hier jährliche Erlöse von 25 bis 35 Mio. Euro realisiert werden. Vermutliches Investitionsvolumen: 5 bis 7 Mio. Euro.
Die Kursziele der Analysten für die Aktie von GK Software reichen derweil von 150 bis 170 Euro, was einem Potenzial von grob 20 bis 35 Prozent entspricht. Nicht uninteressant ist dieser Blickwinkel übrigens auch aus einem ganz speziellen Grund: Ende Oktober 2022 läuft nämlich eine mit 3,0 Prozent verzinste Wandelanleihe im Volumen von 15 Mio. Euro aus. Angesichts eines Wandlungspreises von 155 Euro galt die Ablöse des Bonds via Kapitalrückzahlung als ausgemachte Sache. Mit zunehmendem Kursanstieg rückt für Investoren womöglich aber sogar die Wandlung in Aktien als Möglichkeit in Betracht. Für GK wäre das natürlich super und würde eine Menge Geld für weitere Investitionen freisetzen.
Foto: Clipdealer