Immerhin zwei positive Erkenntnisse liefert der Zwischenbericht von Intershop Communications für das erste Jahresviertel 2024: So stehen die Umsätze aus dem Cloudgeschäft von 4,93 Mio. Euro – entsprechend einem Anteil von rund 52 Prozent – erstmals überhaupt in einem Quartal für mehr als die Hälfte der Gesamtumsätze. Der strategische Fokus auf die wiederkehrenden Erlöse kommt also voran, zumal vor fünf Jahren gerade einmal knapp 20 Prozent der Erlöse auf den Bereich Cloud und Subscription entfielen. Geliefert der Anbieter von E-Commerce-Software für den Einsatz im B2B-Bereich auch, was den Umschwung beim operativen Ergebnis angeht. Mit 6.000 Euro war das Ergebnis vor Zinse und Steuern (EBIT) zwar nur hauchdünn im positiven Terrain, sowohl der Vergleich zum ersten Quartal 2023 als auch zum direkten Vorquartal (Q4 2023) zeigen jedoch spürbare Verbesserungen. Die vielen angestoßenen Maßnahmen zur Steigerung der Rentabilität zeigen also Wirkung, selbst wenn das absolute EBIT-Niveau weit von dem entfernt ist, was Intershop für eine knackige Börsenstory bräuchte.
Einen saftigen Rückgang gab es im ersten Quartal hingegen beim Cashflow, der insbesondere aufgrund der gestiegenen Forderungen von plus 1,58 Mio. Euro auf minus 0,11 Mio. Euro geschrumpft ist. Hier muss man schauen, wie sich das Bild in den kommenden Quartalen ändert. Mehr als nur ein Haar in der Suppe ist dagegen die Entwicklung des für die finanzielle Performance noch immer elementar wichtigen, in letzter Zeit aber mit diversen Problemen konfrontierten Servicebereichs. Hier fielen die Umsätze gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert um 16 Prozent auf 2,66 Mio. Euro zurück. Als Ursache nennt der Vorstand „einzelne komplexe Großprojekte bei gleichzeitig weniger Neuprojekten“. Gerade der zweite Punkt – das Neugeschäft – ist der entscheidende Hebel für Intershop, doch ausgerechnet hier fehlt es an Dynamik. „Die allgemeine Investitionszurückhaltung und deutlich längere Entscheidungszeiträume in einem immer noch angespannten gesamtwirtschaftlichen Umfeld sind nach wie vor spürbar“, sagt CEO Markus Klahn.

Entsprechend bleibt der Vorstand bei dem Ausblick für das Gesamtjahr, wonach bei einem moderaten Umsatzwachstum mit einem ausgeglichenen operativen Ergebnis zu rechnen ist. Aus Anlegersicht ist eine solche Vorschau zwar weder Fisch noch Fleisch, zumal für 2025 wohl kaum mit einer komplett anderen Zahlenwelt zu rechnen ist. Auffällig aber trotzdem, dass sich der Aktienkurs zuletzt wieder oberhalb der 200-Tage-Durchschnittslinie festsetzen konnte. Ein Teil der Fantasie kommt vermutlich von der Spekulation auf eine Veränderung in der Aktionärsstruktur rund um das Firmengeflecht der Shareholder Value Management AG. Grundsätzlich ist Intershop schließlich ein spannender Name zu einer sehr geerdeten Bewertung, aber die Vergangenheit hat ebenfalls gezeigt, dass sich solche Umplatzierungsprozesse – so sie denn bei Intershop überhaupt zur Debatte stehen – wie ein Kaugummi ziehen können. Und was dann am Ende für den knapp 47 Prozent ausmachenden Streubesitzanteil herausspringt, steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt.
Mitte Mai, auf der von Equity Forum organisierten Frühjahrskonferenz in Frankfurt, wird der Intershop-Vorstand vor Investoren präsentieren. Womöglich lässt sich die Gesellschaft dort ein paar Insights dazu entlocken. Ansonsten bleibt es dabei: Selbst wenn die Entwicklung zäh ist, wer die Aktie im Depot hat, sollte engagiert bleiben. Normalerweise angesagte Themen wie Cloud oder Künstliche Intelligenz (KI) werden bei dem Unternehmen aus Jena kaum goutiert. Letztlich hapert es daran, dass Intershop die PS nur unzureichend auf die Straße zu bekommt. Das schreibt sich zwar deutlich einfacher, als es sich operativ verbessern lässt. Doch boersengefluester.de ist zuversichtlich, dass die Tachonadel bald mehr Tempo anzeigt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 35,81 | 31,20 | 31,62 | 33,61 | 36,00 | 36,80 | 37,99 | |
EBITDA1,2 | 2,83 | -3,70 | -2,32 | 4,47 | 4,42 | 0,42 | 0,87 | |
EBITDA-Marge3 | 7,90 | -11,86 | -7,34 | 13,30 | 12,28 | 1,14 | 2,29 | |
EBIT1,4 | 0,41 | -5,92 | -6,47 | 1,04 | 1,31 | -2,87 | -2,53 | |
EBIT-Marge5 | 1,14 | -18,97 | -20,46 | 3,09 | 3,64 | -7,80 | -6,66 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | -6,74 | -6,77 | 0,79 | 0,81 | -3,56 | -3,08 | |
Netto-Marge6 | -1,84 | -21,60 | -21,41 | 2,35 | 2,25 | -9,67 | -8,11 | |
Cashflow1,7 | 1,69 | -4,14 | -1,82 | 4,72 | 4,60 | 1,16 | 2,95 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | -0,60 | -0,17 | 0,06 | 0,06 | -0,25 | -0,21 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: Intershop Communications AG
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