So viel lässt sich jetzt schon sagen: Die für den 26. Oktober 2022 angesetzten Neun-Monats-Zahlen von Intershop Communications werden eine Enttäuschung werden und vermutlich wird dabei auch die letzte intakte Serie des Anbieters von E-Commerce-Software – zehn Quartale in Folge mit einem positiven EBITDA (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) – gerissen. Mit Blick auf das EBIT mussten die Jenaer hier bereits im zweiten Quartal 2022 nach neun positiven Quartalen einen Verlust melden, bezogen auf das Netto-Ergebnis war in Q1 nach zuvor acht Quartalen mit schwarzen Zahlen Schluss. Angesichts der weiterhin schwachen Entwicklung im Servicegeschäft, sieht sich Vorstand Markus Klahn jedenfalls gezwungen, die bisherige Konzernprognose für 2022 – Umsatzanstieg von etwa 10 Prozent sowie ein positives EBIT von mindestens 1,0 Mio. Euro – zu kassieren.
„Die zur Jahresmitte eingeleiteten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zeigen noch nicht die geplante Wirkung“, heißt es. Demnach geht Markus Klahn nun von Erlösen in Vorjahreshöhe sowie einem negativen EBIT im unteren einstelligen Millionen Euro-Bereich aus. Zur weiteren Einordnung: Zum Halbjahr lag Intershop hier bei 18,52 Mio. Euro Umsatz sowie einem Betriebsergebnis von minus 525.000 Euro. Grundsätzlich ermutigend ist zwar der Umstand, dass Intershop seine Zielsetzungen für das aus strategischer Sicht so wichtige Cloudgeschäft mit einem erwarteten Anstieg des Cloud-Auftragseingangs um etwa 20 Prozent nicht auch noch nach unten antastet. Andererseits hatte wohl nicht nur boersengefluester.de die leise Hoffnung, dass Intershop diese Zielgröße nicht nur bestätigt, sondern zur Vorlage des Q3-Reports möglicherweise sogar anheben könnte.
Immerhin war Intershop – insbesondere wegen des enorm starken Auftaktquartals 2022 – im Cloudbereich zuletzt über den Erwartungen unterwegs. Hier werden die Investoren die weitere Entwicklung also ganz genau anschauen. Da der Kurs der Intershop-Aktie allein seit dem Zwischenhoch im April nun um rund 40 Prozent an Wert eingebüßt hat, müsste ein wesentlicher Teil der Umsatz- und Gewinnwarnung normalerweise aber bereits im Kurs enthalten sein. Entsprechend hält boersengefluester.de es auch für keine gute Idee, sich auf dem aktuellen Niveau von dem Titel zu trennen. Langfristig sollte es sogar eine attraktive Einstiegsgelegenheit sein. Hochgradig ärgerlich ist die gestutzte Vorschau aber auch für Markus Klahn, denn zu den erklärten Zielen des seit der HV 2021 als Alleinvorstand agierenden Managers gehörte es eben auch, die Prognosequalität von Intershop auf ein besseres Level zu heben und so das Standing am Kapitalmarkt zu verbessern.
Umso mehr kommt es nun darauf an, die Delle im Servicegeschäft so schnell wie möglich auszubügeln. Großartige Unterstützung vom konjunkturellen Umfeld ist da allerdings nicht zu erwarten – und das genau das macht die Sache auch so schwer. Allerdings sehen in der aktuellen Entwicklung kein Intershop-spezifisches Problem, so dass wir grundsätzlich vom Potenzial des Unternehmens überzeugt bleiben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 35,81 | 31,20 | 31,62 | 33,61 | 36,00 | 36,80 | 37,99 | |
EBITDA1,2 | 2,83 | -3,70 | -2,32 | 4,47 | 4,42 | 0,42 | 0,87 | |
EBITDA-Marge3 | 7,90 | -11,86 | -7,34 | 13,30 | 12,28 | 1,14 | 2,29 | |
EBIT1,4 | 0,41 | -5,92 | -6,47 | 1,04 | 1,31 | -2,87 | -2,53 | |
EBIT-Marge5 | 1,14 | -18,97 | -20,46 | 3,09 | 3,64 | -7,80 | -6,66 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | -6,74 | -6,77 | 0,79 | 0,81 | -3,56 | -3,08 | |
Netto-Marge6 | -1,84 | -21,60 | -21,41 | 2,35 | 2,25 | -9,67 | -8,11 | |
Cashflow1,7 | 1,69 | -4,14 | -1,82 | 4,72 | 4,60 | 1,16 | 2,95 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | -0,60 | -0,17 | 0,06 | 0,06 | -0,25 | -0,21 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
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