Die Präsentation von Constantin Mang am 22. August 2024 auf den Hamburger Investorentagen (HIT) hat boersengefluester.de fest eingeplant. Immerhin hatte uns der CEO der Beteiligungsgesellschaft MBB bei unserem jüngsten Treffen in Frankfurt (HIER) signalisiert, dass das Thema Investor Relations jetzt forciert wird und sich das Unternehmen darüber hinaus – nach einer längeren Pause – auch wieder intensiver mit Akquisitionen beschäftigt. Umso gespannter ist boersengefluester.de, ob sich Mang auf dem von Montega organisierten HIT diesbezüglich bereits ein wenig tiefer in die Karten schauen lässt. Im frisch vorgelegten Halbjahresbericht schneidet MBB diesen Komplex nämlich nur an einer Stelle an – und zwar mit Blick auf die trotz der umfangreichen Finanzinvestitionen noch immer üppig vorhandene Netto-Liquidität. „Damit ergeben sich erhebliche Wachstumsspielräume für neue Unternehmensakquisitionen“, sagt Mang.
An Finanzkraft hat es bei MBB freilich noch nie richtig gemangelt, vielmehr sind die Berliner nicht bekannt dafür, üppige Kaufpreise zu akzeptieren. Entsprechend hält MBB auch mal länger still – sofern die Multiples am Markt zu hoch sind. Hinzu kommt, dass wichtige Beteiligungen wie Friedrich Vorwerk oder auch Aumann mit erheblichen Problemen zu kämpfen hatten und MBB zunächst hier auf eine Besserung drängte. Insbesondere bei der im Pipeline- und Anlagenbau für Gas-, Strom- und Wasserstofftrassen tätigen Vorwerk sind die Fortschritte deutlich zu sehen: Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von Vorwerk – MBB hält zurzeit 49,82 Prozent an dem Unternehmen – kam in den ersten sechs Monaten um rund 80 Prozent auf 24,44 Mio. Euro voran, was sich entsprechend auch in den Zahlen der Mutter widerspiegelt: So liegt das EBITDA des MBB-Konzerns mit 55,84 Mio. Euro zum Halbjahr um 75 Prozent über dem Vorjahreswert. Die um Sondereffekte EBITDA-Marge zog dabei von 7,5 auf 12,0 Prozent an.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 403,08 | 506,59 | 592,06 | 689,24 | 680,33 | 896,45 | 954,62 | |
EBITDA1,2 | 30,14 | 53,99 | 80,97 | 85,73 | 55,90 | 87,98 | 78,19 | |
EBITDA-Marge3 | 7,48 | 10,66 | 13,68 | 12,44 | 8,22 | 9,81 | 8,19 | |
EBIT1,4 | 19,71 | 38,62 | 54,39 | 56,16 | 19,00 | 44,57 | 33,92 | |
EBIT-Marge5 | 4,89 | 7,62 | 9,19 | 8,15 | 2,79 | 4,97 | 3,55 | |
Jahresüberschuss1 | 10,24 | 27,25 | 34,60 | 10,72 | -11,57 | 24,15 | 24,25 | |
Netto-Marge6 | 2,54 | 5,38 | 5,84 | 1,56 | -1,70 | 2,69 | 2,54 | |
Cashflow1,7 | 3,85 | 24,03 | 69,23 | 56,00 | 59,12 | 35,37 | 126,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,71 | 2,34 | 4,44 | 2,14 | -1,61 | 2,00 | 2,10 | |
Dividende8 | 1,32 | 0,69 | 0,70 | 1,76 | 1,98 | 1,00 | 1,01 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
Entsprechend formuliert CEO Mang die Prognose für das Gesamtjahr 2024 nun ein wenig forscher und rechnet mit einer EBITDA-Marge von mehr als 10 Prozent – bei unverändert rund 1 Mrd. Euro Umsatz. Bislang lag die Messlatte für die operative Rendite bei exakt 10 Prozent (2023: 8,4 Prozent). Das eröffnet Interpretationsspielraum nach oben, was auch dem Aktienkurs förderlich sein sollte. Nach so viel Wein, fließt aber auch MBB noch einiges Wasser in der Konzernzentrale: So kommen die ebenfalls börsennotierte Delignit und auch die Tochter CT Formpolster mühsamer voran als gedacht und berichten über Unsicherheiten und Margendruck. Bei der unter anderem im Bereich Elektromobilität tätigen Aumann sieht die Entwicklung von Umsatz und EBITDA auf den ersten Blick dagegen sehr dynamisch aus, allerdings signalisieren die schwachen Auftragseingänge eine temporäre Abkühlung.
Kein Wunder, dass die Aktienkurse von Delignit und Aumann signifikant zurückgekommen sind – während die Notiz von Vorwerk seit Monaten in Topform ist. Dabei summieren sich die auf MBB entfallenden Börsenwerte von Vorwerk, Aumann und Delignit auf zurzeit rund 322 Mio. Euro – bei einer MBB-Marktkapitalisierung von knapp 590 Mio. Euro. Das entspricht einer Quote von knapp 55 Prozent. Inklusive der Cash-, Gold- und Wertpapierbestände von zurzeit etwas mehr als 358 Mio. Euro gibt es die MBB-Aktie also mit einem Abschlag zum Substanzwert; und da sind die nicht börsengelisteten Engagements an dem IT-Unternehmen DTS IT, Hanke Tissue und CT Formpolster nicht einmal inkludiert.
Wenig verwunderlich also, dass die im streng regulierten Prime Standard notierte MBB-Aktie – im Gegensatz zu vom Geschäftsmodell her ähnlichen Beteiligungsgesellschaften wie Gesco, Indus Holding oder KAP – sogar mit einem leichten Aufschlag zum Buchwert (Eigenkapital) gehandelt wird. Ein Premiumsiegel, das sich angesichts der hohen Liquidität und der insgesamt erfreulichen operativen Entwicklung gut begründen lässt. Zudem ist MBB auch als extrem verlässlicher Dividendenzahler ein Hingucker, was den Titel gerade für langfristig orientierte Privatanleger interessant macht. Einen guten Eindruck macht auch das Chartbild, denn nach einem kurzen Absacker unter die 200-Tage-Linie hat sich die Notiz schnell wieder berappelt und bewegt sich zurück Richtung Norden.
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