Munter diskutiert werden in der Small Cap-Szene die Jahresergebnisse 2018 von mVISE. Auch boersengefluester.de hat das Zahlenwerk ausführlich kommentiert – lesen Sie dazu auch unseren Beitrag HIER. Bevor Manfred Götz am 14. Mai 2019 in Frankfurt auf der Frühjahrskonferenz präsentiert, haben wir den Vorstand des IT-Unternehmens nochmals nach den wesentlichen Entwicklungen des abgelaufenen Jahres sowie den Treibern für die Zukunft gefragt. Dreh und Angelpunkt für die Umsetzung des Wachstumsprogramms “Strategie 2018+” ist dabei die Integrationsplattform elastic.io, die die Düsseldorfer zunehmend auch mit Hilfe anderer Großkonzerne vertreiben. Außerdem verrät Götz, wie er die Investoren wieder stärker für die im Börsensegment Scale gelistete mVISE-Aktie begeistern will.
Herr Götz, was waren aus Ihrer Sicht die Highlights des abgelaufenen Geschäftsjahres für mVISE?
Manfred Götz: Aus strategischer Sicht hatten wir eine ganze Reihe von Highlights, die ich gerne im Jahresverlauf widerspiegeln möchte: Der Start des Jahres war geprägt von dem Teilbetriebsübergang des Beratungsbereichs aus der SHS Viveon AG. Hier sind wir stolz darauf, dass wir es geschafft haben, unsere neuen Kollegen erfolgreich zu integrieren und die neuen Kundenbeziehungen zu übernehmen beziehungsweise auch weiter auszubauen. Im Frühjahr vergangenen Jahres haben wir dann die Strategie 2018+ vorgestellt. Ziel der Strategie ist das weitere Wachstum mit einer stärkeren Fokussierung auf die Top-Themen der digitalen Transformation. Hierbei wollen wir eine Margensteigerung durch zunehmende Lizenzumsätze und produktnahe Beratungsumsätze erzielen.
Kurz eingehakt: Wie sind Sie bei der Strategie 2018+ bisher vorangekommen?
Manfred Götz: In unserem kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht haben wir bereits erste Erfolge im Geschäftsjahr 2018 aufgezeigt: den Produktumsatz mit unserer iPaaS-Integrationsplattform elastic.io haben wir erneut verdoppelt und zahlreiche interessante Beratungsprojekte im Kontext mit dieser Technologie umgesetzt. Ein weiterer wichtiger Teil unserer Strategie 2018+ ist der Ausbau von Partnerschaften. Auch hier verzeichnen wir eine Reihe von Erfolgen: So konnten sowohl für elastic.io als auch für unsere mobile Integrationsplattform SaleSphere wichtige White-Label-Verträge und Reselling-Partnerschaften vereinbaren. Seinen Ausklang fand das Jahr mit der Ausweitung unserer Zusammenarbeit mit Magic Software. In Summe haben wir in 2018 wichtige strategische Grundlagen gelegt, um unser Ziel für die nächsten Jahre zu erreichen: eine Positionierung unter den Top-20 der mittelständischen IT-Anbieter mit unseren Schwerpunkten im Bereich der Digitalen Transformation und Integration.
Sie sprechen die Umsatzverdopplung bei elastic.io an. Welche Erwartungen haben Sie an die im vierten Quartal 2018 geschlossenen Kooperationen mit AppDirect und Riversand sowie die Ausweitung der Partnerschaft mit Magic Software?
Manfred Götz: Alle diese Partnerschaften haben für uns eine hohe Bedeutung, da mVISE mit dem Produkt elastic.io über diese Kooperationen exponentiell schneller wachsen kann. Diese Firmen haben sehr interessante Bestandskunden und eine verfügen über entsprechende Marketingmöglichkeiten, die uns nun auf diesem Weg zu Gute kommen. Gemeinsam mit unseren White-Label-Partnern wird das Produkt elastic.io weiterentwickelt und das gemeinsame Ökosystem ausgebaut. So können die Kundenbedürfnisse optimaler abgedeckt werden und das Produkt wird für immer größere Zielgruppen anwendbar – der potenzielle Absatzmarkt steigt.
Welche Rolle spielen solche White-Label-Lösungen generell für mVISE?
Manfred Götz: White-Label-Lösungen sind für uns wichtig, weil wir so mit unserer Plattform Zielgruppen adressieren, die wir mit eigenem Vertrieb und Marketing nicht oder nur schwer erreichen könnten. So ist die Deutsche Telekom mit ihrer hohen Reputation und ihrer bundesweiten Vertriebsorganisation hervorragend im deutschen Mittelstand positioniert. Unsere Partner Magic Software, App Direct und Riversand sind wichtige internationale Player, mit starkem Vertriebsfokus – beispielsweise in den Vereinigten Staaten und Fernost. Dies sind Märkte, die wir als mVISE allein nicht beziehungsweise nicht in dieser Stärke bedienen könnten. White-Label-Lösungen sind daher ein wichtiger Baustein unserer Vertriebsstrategie, um mit unserer innovativen Technologie eine möglichst große Reichweite in der Vermarktung zu erzielen.
Beim eigenentwickelten Produkt SaleSphere hat die Weiterentwicklung zu einer zukunftsträchtigen Software mehr Zeit benötigt als ursprünglich geplant. Im Jahr 2018 wurden nun Partnerschaften mit infolox, OpusCapita, eggheads, Contentserv, AriBis und myview systems geschlossen. Wann erwarten Sie den Durchbruch für SaleSphere?
Manfred Götz: Wie bei elastic.io haben wir auch bei unserer mobilen Integrationsplattform SaleSphere große Schritte beim Ausbau der Vermarktung über Partner erzielt. So konnten wir in den vergangenen Monaten eine Vielzahl neuer Vertriebspartner – vorwiegend aus dem Kreis der Hersteller von Produktinformationssystemen – gewinnen. Über diese Aktivitäten haben wir bereits eine Reihe neuer Kunden bekommen. Bereits im nächsten Quartal rechnen wir mit signifikanten Umsätzen aus diesen neuen Partnerschaften.
Von der Beteiligung Just Intelligence GmbH haben Sie sich im Juli 2018 hingegen mit Verlust getrennt. Lag dies in der schwachen operativen Performance von Just Intelligence begründet oder eher in den zu geringen Synergieeffekten mit dem Kerngeschäft Digitalisierung?
Manfred Götz: Die ersten Gesellschaftsanteile von der Just Intelligence GmbH haben wir im Dezember 2014 erworben. Ziel war es zu dieser Zeit, mit Unterstützung der mVISE-Expertise, aus dem Call-Center-Produkt ICC eine Cloud-Lösung zu entwickeln und damit einen neuen Markt zu adressieren. Dieses Ziel haben wir mit dem Launch des Produktes ICC Cloud technisch erfolgreich umgesetzt. Darüber hinaus waren die Synergieeffekte jedoch in der Tat gering und der wirtschaftliche Erfolg blieb hinter den Erwartungen zurück. Der Verkauf war daher eine notwendige Schlussfolgerung der Fokussierung im Rahmen der Strategie 2018+.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 14,78 | 22,53 | 21,54 | 18,99 | 14,90 | 15,64 | 14,00 | |
EBITDA1,2 | 1,96 | 2,47 | 1,38 | -0,99 | 1,51 | 0,00 | 1,10 | |
EBITDA-Marge3 | 13,26 | 10,96 | 6,41 | -5,21 | 10,13 | 0,00 | 7,86 | |
EBIT1,4 | 0,54 | 1,31 | 0,09 | -2,92 | 0,01 | -0,90 | -1,78 | |
EBIT-Marge5 | 3,65 | 5,81 | 0,42 | -15,38 | 0,07 | -5,75 | -12,71 | |
Jahresüberschuss1 | 1,30 | 1,25 | -0,29 | -4,11 | -0,31 | -2,23 | -3,42 | |
Netto-Marge6 | 8,80 | 5,55 | -1,35 | -21,64 | -2,08 | -14,26 | -24,43 | |
Cashflow1,7 | 0,05 | -0,63 | 1,64 | 1,57 | -0,45 | 3,14 | 0,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,12 | -0,03 | -0,40 | -0,03 | -0,22 | -0,35 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: HaackSchubert |
mVISE ist 2018 umsatzseitig um 52 Prozent auf 22,5 Mio. Euro gewachsen. Die ursprüngliche Planung sah jedoch ein Erlösziel von 25 Mio. Euro vor. Welchen Anteil hatte Just Intelligence an dieser Planabweichung?
Manfred Götz: Just Intelligence wurde Mitte 2018 verkauft, so dass für das zweite Halbjahr keine Umsatzerlöse mehr zuzurechnen waren. Die fehlenden Umsatzerlöse beziffern sich jedoch auf weniger als 1 Mio. Euro. Generell lief es im Bereich Professional Services zwar besser als geplant, doch die verzögerte Weiterentwicklung des Produkts SaleSphere und der fehlende Umsatz durch Just Intelligence GmbH konnten leider nicht vollständig kompensiert werden.
Wie lief aus Ihrer Sicht der Start ins neue Geschäftsjahr? Hat sich die positive Entwicklung im Bereich Professional Services fortgesetzt?
Manfred Götz: Im ersten Quartal sehen wir unsere Planung im Bereich Professional Services sogar leicht übertroffen. Mit allen bestehenden Kunden werden die Beauftragungen fortgeführt und wir haben darüber hinaus eine ganze Reihe von interessanten Neukunden gewonnen. Darüber hinaus freuen wir uns, dass wir in den ersten vier Monaten des Jahres die Anzahl unserer Berater weiter ausgebaut haben. Als größten Wachstumstreiber sehen wir hierbei aktuell die gesteigerte Nachfrage nach komplexen Lösungsprojekten und Managed Services. Ein Hintergrund für diese Entwicklung mag auch die gesteigerte Sensibilität unserer Kunden in Bezug auf ein Thema sein, dass auch zunehmend Raum in der öffentlichen Berichterstattung einnimmt: der Verdacht von Scheinselbständigkeit bei der Beschäftigung von Freiberuflern und Kleinstunternehmen.
Für 2020 haben Sie ein ehrgeiziges Ziel ausgegeben: Die Umsatplanung von 33 bis 35 Mio. Euro entspricht einem Wachstum von rund 50 Prozent gegenüber 2018. Sind in dieser Planung auch weitere Zukäufe enthalten? Welchen Anteil wird voraussichtlich elastic.io an diesem Wachstum haben?
Manfred Götz: Bei dieser Vorschau handelt es sich generell um eine Planung, die organisches Wachstum unterstellt. Daher sind die Erwartungen an den Umsatz getrieben durch das Produktgeschäft. Hier sind generell beide Produkte SaleSphere und elastic.io mit Umsatzsteigerungen berücksichtigt. Durch die bereits etablierten White-Label-Partnerschaften bei elastic.io liegt der besondere Fokus auf diesem Bereich. Für elastic.io ist es eine besondere Herausforderung, die Planung in konkrete Zahlen zu fassen, da der Verkauf von White-Label-Produkten auch eine geringere Vorhersehbarkeit der künftigen Umsatzerlöse mit sich bringt, da diese Kunden nur indirekt Kunden der mVISE sind. Wir sind jedoch von der Vertriebsstärke unserer Partner überzeugt und haben in unseren Überlegungen einen signifikanten Umsatzanteil aus diesem Bereich unterstellt.
Die Steigerung der Margen steht bei Ihnen „nun absolut im Vordergrund“. Was planen Sie konkret, um die EBIT-Marge von zuletzt knapp acht Prozent auf bereinigter Basis deutlich in den zweistelligen Bereich zu heben?
Manfred Götz: Wie schon bei den vorherigen Fragen angedeutet, sind dies insbesondere zwei Bereiche: eine dynamische Ausweitung der Produktumsätze und die Steigerung der Margen im Professional Services Bereich. Hier sind insbesondere die produktnahe Beratung sowie das Anbieten von Lösungsprojekten und Managed Services hervorzuheben. Beide Optionen können eine Steigerung der Marge im Vergleich zum reinen Time & Material-Geschäft bewirken. Daneben haben wir auch die administrativen Kosten genau im Blick.
Kommen wir abschließend noch auf den Aktienkurs zu sprechen: Nach einer sehr starken Performance im ersten Halbjahr 2018 ist die Euphorie der Anleger wieder deutlich abgekühlt. Wie wollen Sie diese neu entfachen?
Manfred Götz: In dem wir unsere Hausaufgaben machen und alle Themen, die auch im Rahmen der Strategie 2018+ vorgestellt wurden, konsequent umsetzen. Neben dieser stabilen Basis sind wir auch zuversichtlich, durch einen positiven Newsflow im Produktbereich zusätzliche Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt gewinnen zu können. Und als weiteren Baustein werden wir unsere Investor-Relations-Tätigkeit weiter professionalisieren und ausweiten, damit diese positiven Unternehmensmeldungen auch den Weg zu den bisherigen und neuen Investoren finden.
Fotos: Clipdealer, mVISE AG
Manfred Götz war vor seiner Tätigkeit bei mVISE mehr als fünf Jahre bei IT-Beratungsfirmen tätig. Er verantwortete als Business Area Manager bei der Seven Principles AG den Bereich „Infrastructure & Security“ und bei der Pronovit AG den Bereich „Telecommunication“. Zuvor war er als IT-Leiter tätig und hat insgesamt zwölf Jahre als Projektmanager bei Vodafone und der Deutschen Bank gearbeitet. Der zweifache Familienvater absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann in Mannheim und ein Studium der Informatik an der Hochschule Darmstadt. Bei mVISE verantwortet Götz die Bereiche Professional Services & Finance.
Die Berichterstattung und Handlungseinschätzungen durch boersengefluester.de stellen keine Anlageempfehlungen und auch keine Empfehlung oder einen Vorschlag einer Anlagestrategie dar. Boersengefluester.de hält keine Beteiligung an der mVISE AG. Zwischen mVISE und boersengefluester.de besteht eine Vereinbarung zur Soft-Coverage der mVISE-Aktie.