Börse brutal: Gerade einmal zwei Monate hat der Aktienkurs von Northern Data gebraucht, um rund 50 Prozent in die Tiefe zu rauschen. Damit ist der Anteilschein des Krypto-Miners und Betreibers von Hochleistungsrechenzentren noch stärker abgetaucht als der in dieser Zeit ohnehin schon schwache Bitcoin. Immerhin: Mit dem zuletzt wieder erstarkten Bitcoin hat sich auch die Aktie von Northern Data zumindest stabilisiert. Offenbar sind Kurse zwischen 50 und 55 Euro eine belastbare Unterstützung für den Titel. Selbst die jüngsten Leerverkaufs-Engagements von SIH Partners – abzulesen in unserem Shortseller-Tool RegSHO – konnten der Notiz zuletzt jedenfalls nicht mehr viel anhaben. Liegt Patrick Lowry, CEO der Beteiligungsgesellschaft Cryptology Asset Group, also doch richtig mit seiner positiven Einschätzung der Northern Data-Aktie?
Klarheit wird es wohl erst in einigen Quartalen geben. Allerdings hätte es boersengefluester.de auch gewundert, wenn sich Lowry bei seiner von Montega organisierten Präsentation (HIER) nicht zuversichtlich zu den Perspektiven der Frankfurter geäußert hätte, schließlich hält die Cryptology Asset Group knapp neun Prozent der Northern Data-Aktien. In absoluten Zahlen hat dieses Paket auch jetzt noch einen Gegenwert von rund 120 Mio. Euro, ist also durchas eine erhebliche Position im Portfolio. Zudem äußern sich auch namhafte Analysten wie die von Hauck & Aufhäuser oder auch der Baader Bank optimistisch und gehen mit hohen Kurszielen von jeweils mehr als 150 Euro raus.
Die Investmentstory ist Kurzform lautet etwa so, dass Northern Data die Kapazitäten im Bitcoin-Mining laufend ausbaut und darüber hinaus ein zunehmend wichtiger Player für Cloud-Dienstleistungen wird. Die dafür nötige Hardware ist bereits gekauft und wird nun kontinuierlich installiert. Angesichts des allgemeinen Chip-Mangels befindet sich Northern Data hier zurzeit also in einer komfortablen Situation, von der andere Anbieter scheinbar meilenweit entfernt sind (siehe dazu auch den Ende Januar erschienenen Online-Bericht auf Forbes HIER). Bis Ende 2022 will das Unternehmen rund 110.000 Spezialcomputer (ASIC-Miner) installiert haben, was etwa einer Verfünffachung gegenüber dem zuletzt kommunizierten Stand entspricht. Entsprechend wird auch der Jahresoutput an Biotcoins – verglichen mit den 236 Coins vom Januar 2022 – signifikant ansteigen.
Doch der Prozess verläuft eben nicht linear. Und Shortselller warten quasi nur darauf, dass Northern Data seine eigenen Prognosen abermals verfehlt. Zudem sind die engen gesellschaftlichen Verstrickungen mit den Unternehmen aus dem Umfeld des Großaktionärs immer wieder ein Thema, was kontrovers diskutiert wird an der Börse. Geeignet ist der Titel somit nur für sehr risikobereite Anleger. Keine Frage: Bis der Titel auch in breiten Investorenkreisen das nötige Vertrauen zurückgewinnen kann, wird es noch eine Weile dauern. Ein oder zwei ansprechende Zwichenberichte werden da sicher nicht reichen.
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