Bestes Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte und ein Aktienkurs nur knapp oberhalb des 52-Wochen-Tiefs: So sieht momentan die Ausgangslage bei SFC Energy aus. Vor dem Hintergrund der zurzeit so labilen Börsenlage ist das zunächst einmal nicht komplett ungewöhnlich. Wenn man gleichzeitig aber spürt, mit welcher Energie CEO Peter Podesser im Hintergrundgespräch über die sich bietenden Perspektiven für den Anbieter von Brennstoffzellen und Spannungswandlern spricht, dann wundert einen die zurzeit so schwache Performance der SFC Energy-Aktie schon. „Die Nachfragedynamik ist wirklich erfreulich,“ sagt Podesser. Insgesamt kommt das Unternehmen aus Brunnthal in der Nähe von München für 2021 auf einen Umsatzanstieg von knapp 21 Prozent auf 64,32 Mio. Euro. Damit liegt SFC am oberen Ende der zuletzt avisierten Spanne von 61 bis 65 Mio. Euro.
Das insbesondere um die Effekte aus dem Aktienoptionsprogramm bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zog unter anderem wegen des günstigen Produktmixes von 2,94 auf 6,23 Mio. Euro an. Fakt ist allerdings auch, dass die Analysten hier mit einer noch höheren Ausbeute gerechnet haben, immerhin hatte der Vorstand die Messlatte für das adjustierte EBITDA erst im November 2021 an beiden Enden um jeweils rund 1 Mio. Euro auf eine Spanne von 5,70 bis 7,30 Mio. Euro heraufgesetzt. Dass es am Ende nicht für eine positive Überraschung gereicht hat, hängt auch bei SFC maßgeblich mit Verzögerungen und zusätzlichen Kosten in der Lieferkette zusammen. Hinzu kommen so nicht vorhergesehene Aufwendungen zur Absicherung der IT-Infrastruktur gegen Cyber-Attacken. Hinweis in eigener Sache: In unserer Kennzahlenübersicht tragen wir stets unbereinigte Zahlen ein, so dass es zu Abweichungen zwischen Text und Tabelle kommen kann.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 54,29 | 61,70 | 58,54 | 53,22 | 64,32 | 85,23 | 118,15 | |
EBITDA1,2 | 0,86 | 2,48 | 1,70 | -0,99 | -0,80 | 8,59 | 14,62 | |
EBITDA-Marge3 | 1,58 | 4,02 | 2,90 | -1,86 | -1,24 | 10,08 | 12,37 | |
EBIT1,4 | -0,89 | 1,33 | -1,29 | -4,50 | -5,11 | 3,60 | 9,16 | |
EBIT-Marge5 | -1,64 | 2,16 | -2,20 | -8,46 | -7,95 | 4,22 | 7,75 | |
Jahresüberschuss1 | -2,07 | 0,00 | -1,93 | -5,18 | -5,83 | 2,02 | 21,06 | |
Netto-Marge6 | -3,81 | 0,00 | -3,30 | -9,73 | -9,06 | 2,37 | 17,83 | |
Cashflow1,7 | 1,70 | 2,01 | -1,26 | -0,60 | 1,08 | -4,76 | 3,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,23 | 0,00 | -0,17 | -0,39 | -0,40 | 0,07 | 1,18 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Den Ausblick für das laufende Jahr mit Erlösen zwischen 75 und 83 Mio. Euro sowie einem bereinigten EBITDA in einer Korridor von 6,0 bis 9,1 Mio. Euro bezeichnet Vorstand Peter Podesser ergebnisseitig als „konservativ“. Zwar ist der bisherige Start ins Jahr sehr gut verlaufen, doch die allgemeinen Unsicherheit im Markt sind natürlich nicht alle weggewischt. Hinzu kommt ein mehr oder weniger verdoppeltes Investitionsbudget von rund 8,5 Mio. Euro. „Wir müssen jetzt die Weichen für eine wachstumsfähige Organisation schaffen“, sagt Podesser. Neben dem Ausbau der Produktionskapazitäten in Deutschland und Rumänien, geht es hier um allgemeine Themen wie Digitalisierung sowie die weitere Verbesserung der IT. Zusätzliche Gelder fließen aber auch in Forschung und Entwicklung für neue Produkte. Die wiederum werden teilweise aktiviert und wirken sich dann positiv aufs Zahlenwerk aus.
Bis 2025 will SFC Energy auf Umsatzerlöse zwischen 350 und 400 Mio. Euro kommen und dabei eine (bereinigt) EBITDA-Marge von mehr als 15 Prozent kommen. Zum Vergleich: Für 2022 liegt die bislang in Aussicht gestellte adjustierte Rendite in einer Spanne von acht bis elf Prozent. Mit anderen Worten: SFC Energy wird sich in den kommenden Jahren massiv wandeln. Dieses an sich sehr positive Szenario hatte den Aktienkurs über viele Monate bis hin zu annähernd 35 Euro getrieben. Auf diesem Niveau türmte sich der Börsenwert zwischenzeitlich auf gut 500 Mio. Euro. Mit Blick auf das erhoffte EBITDA-Niveau von rund 60 Mio. Euro sowie der aktuellen Netto-Cashposition von 23 Mio. Euro war das zwar eine durchaus sportliche Einstufung – aber eben auch nicht abgehoben.
Daher geht boersengefluester.de davon aus, dass sich der Aktienkurs wieder fängt. Als Teil der globalen Klima-Offensive spielen die Produkte von SFC Energy eine nicht zu unterschätzende Rolle. „Die Technologie wandert aus der Nische in die Mitte“, sagt Podesser. Die Auftragsbücher sind randvoll und es fließt viel Geld in den Brennstoffzellensektor. So gesehen ist der Aktienkurs momentan deutlich volatiler, als es das eigentliche operative Geschäft ist. Entsprechend bleibt boersengefluester.de bei der positiven Einschätzung für den im Prime Standard gelisteten Titel.
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