Nachdem Kurse von 30 Euro in den Jahren 2010 und 2011 beinahe perfekte Ausstiegsmomente gewesen sind, hat die Aktie von Stada Arzneimittel diese Hürde im Mai 2013 nachhaltig übersprungen. Anleger honorieren, dass das etwa 50 Mio.
Euro teure Restrukturierungsprogramm mittlerweile weitgehend abgeschlossen ist und zunehmend Früchte trägt. Mit einem 201er-Umsatz von gut 1,8 Mrd. Euro bewegt sich die Gesellschaft etwa auf Augenhöhe mit dem indischen Medikamentenhersteller Ranbaxy. Dr. Reddys, ebenfalls aus Indien, ist bereits um ein Viertel kleiner als Stada. Andererseits spielen der US-Konzern Mylan oder Teva, der Marktführer im Generikasektor, größenmäßig in einer anderen Liga. Bekannt ist Stada den meisten Investoren als Hersteller von Generika, also Medikamenten bei den das Originalrezept den Patenablauf verloren hat. Zuletzt steuerten diese Nachahmerprodukte aber nur noch rund zwei Drittel zu den Erlösen zu. Der Rest stammt bereits von Markenprodukten wie der Gelenksalbe Mobilat, Sonnenschutzprodukte von Ladival oder dem Grippemittel Grippostad. Gemessen am operativen Ergebnis ist dieser Bereich bereits für rund 50 Prozent der Gewinne zuständig.
Unter regionalen Gesichtspunkten gewinnen zudem die Schwellenländer immer stärker an Bedeutung und federn die nach wie vor schwierige Entwicklung auf dem Heimatmarkt ab. So wettert der Stada-Vorstand insbesondere gegen die seiner Meinung nach völlig verfehlten Ausschreibungen von Rabattverträgen durch die gesetzlichen Krankenkassen. Dafür macht Stada mittlerweile der russische Markt umso mehr Freude. Deutlich besser läuft es auch in Serbien – eben jenem Land, in dem Stada 2011 nach dem Zahlungsausfall von verschiedenen Pharmagroßhändlern hohe Wertberichtigungen vornehmen musste. Zudem sieht Stada auch in Asien, insbesondere in Vietnam, Expansionspotenzial.
Trotz der vielen regulatorischen Unwägbarkeiten steht das Unternehmen mit Sitz in Bad Vilbel weiter zu den Zielen für 2013 und 2014. So soll im kommenden Jahr bei Erlösen von 2,15 Mrd. Euro ein Gewinn von rund 215 Mio. Euro herausspringen. Das entspräche einem Ergebnis je Anteilschein von gut 3,60 Euro. Selbst mit einem Sicherheitsabschlag würde der MDAX-Titel damit auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von nur etwa zehn kommen. Hier ist die Konkurrenz teilweise deutlich höher bewertet. Das aktuelle KGV ist jedenfalls nur halb so hoch wie das erwartete durchschnittliche Ertragswachstum der Jahre 2010 bis 2014.
Dennoch liegen die Kursziel der meisten Analysten zwischen 30 und 35 Euro – sind also bereits sehr dicht an der aktuellen Notiz. Einzig die Commerzbank prescht mit einer von 36,50 Euro auf 43,50 Euro angehobener Zielmarke in die Offensive. Unterm Strich sollte die Stada-Aktie ein gutes Langfristinvestment für eher konservative Anleger sein. Lediglich die Dividendenrendite von nur knapp 1,5 Prozent und das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,3 vermögen nicht wirklich zu überzeugen. Aber die zu 100 Prozent perfekte Aktie gibt es wohl ohnehin nicht.
Foto: Stada Arzneimittel AG