Zu den eingängigsten Investmentstorys aus dem heimischen Spezialwertebereich gehört im laufenden Jahr zweifelsfrei va-Q-tec. Das Unternehmen stellt Spezialbehälter her mit denen sich temperaturempfindliche Dinge – wie zum Beispiel Medikamente – transportieren lassen. Dominantes Thema hier: Die Beförderung von COVID-19-Testkits und später auch Impfstoffen. Dem Vernehmen nach wurden mithilfe der va-Q-tec-Boxen bereits mehrere 100 Millionen Corona-Tests per Luftfracht versendet. Entsprechend ist der Anteil der Nutzungen aus dem Pharmasektor um sieben Prozentpunkte auf nun 75 Prozent gestiegen. Dabei steht die eigentliche Herausforderung erst noch an: Die globale Verteilung von Corona-Impfstoffen. „Nachdem wir unsere Kompetenz beim Transport von Corona-Testkits bereits unter Beweis gestellt haben, sind wir aufgrund guter Gespräche mit großen Impfstoffherstellern zuversichtlich, auch bei der bald bevorstehenden Distribution von Corona-Impfstoffen eine starke Rolle zu spielen“, sagt CEO Joachim Kuhn.
Entsprechend will va-Q-tec die Container-Flotte in den kommenden Monaten nochmals deutlich aufstocken und darüber hinaus in den Ausbau der Servicecenter innerhalb des Netzwerks investieren. „Besonders die modernen Ribonukleinsäure (RNA)-Impfstoffe benötigen eine kontrollierte und konstante Kühlkette in diesem extremen Niedrigtemperaturbereich, um die Wirksamkeit zu garantieren“, heißt im jetzt vorgelegten Neun-Monats-Bericht. Über einen Mangel an Arbeit brauchen sich die Würzburger also nicht zu beklagen, selbst wenn es im anderen Geschäftsbereich – der Herstellung von Isolationspaneelen etwa für den Verbau in Kühlschränken oder zur Gebäudedämmung – Lockdown-bedingt zu genau den Schwierigkeiten kommt, mit denen fast alle Unternehmen momentan zu kämpfen haben. Per saldo steht nach neun Monaten 2020 aber ein Umsatzplus von 12,6 Prozent auf 53,22 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kam derweil um 34,1 Prozent auf 8,95 Mio. Euro voran.
Mit ein Treiber für die Ergebnisverbesserung sind freilich die auf 4,21 Mio. Euro deutlich ausgeweiteten aktivierten Eigenleistungen – im Wesentlichen bedingt durch die Vergrößerung der selbst hergestellten Container- und Boxenflotte für die zu erwartenden Corona-Impfstofftransporte. Noch ist es allerdings so, dass die stattlichen Abschreibungen von mehr als 9 Mio. Euro zum Ende des dritten Quartals den kompletten Gewinn wieder auffressen und unterm Strich sogar von Fehlbetrag von 1,08 Mio. Euro steht. Etwas besser sieht aus, wenn man die in diesem Jahr deutlichen Währungsverluste aus dem schwachen US-Dollar herausrechnet. Dann wäre va-Q-tec nach dem Ende des dritten Quartals auf ein EBITDA von 9,62 Mio. Euro gekommen. Sei es drum: Für das Gesamtjahr bleibt es bei der bisherigen Prognose, wonach bei einem Umsatzplus zwischen 10 und 15 Prozent mit einer leichten Verbesserung der EBITDA-Marge zu rechnen ist.
Unterm Strich liefe das bestenfalls auf eine schwarze Null hinaus. Um den mittlerweile doch recht stattlichen Börsenwert von 336 Mio. Euro zu untermauern, muss die im Prime Standard gelistete Gesellschaft in den kommenden Jahren also erheblich zulegen. Nicht zu unterschätzen sind auch die gegenwärtig rund 30 Mio. Euro an Netto-Finanzverbindlichkeiten. Entsprechend wird der Titel – auf Enterprise Value-Basis – bereits jetzt mit dem 15fachen des für 2022 zu erwartenden EBITDA gehandelt. Raum für Enttäuschungen ist da nicht vorhanden. Und wie lange die Corona-Welle trägt ist ohnehin schwer abzuschätzen. Nun: Momentan ist das noch nicht das Thema. Und so bleibt die va-Q-tec-Aktie vorerst wohl ein Liebling der Investoren. Förderlich wäre es natürlich, wenn sich auch der normale Verkauf der Isolationspaneelen weiter berappelt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 46,93 | 50,71 | 64,67 | 72,11 | 104,06 | 111,83 | 106,12 | |
EBITDA1,2 | 7,21 | 3,03 | 9,67 | 11,40 | 17,79 | 7,73 | -1,72 | |
EBITDA-Marge3 | 15,36 | 5,98 | 14,95 | 15,81 | 17,10 | 6,91 | -1,62 | |
EBIT1,4 | -0,32 | -6,84 | -2,56 | -0,90 | 4,14 | -7,26 | -17,16 | |
EBIT-Marge5 | -0,68 | -13,49 | -3,96 | -1,25 | 3,98 | -6,49 | -16,17 | |
Jahresüberschuss1 | -0,86 | -7,73 | -2,57 | -1,44 | 1,41 | -11,66 | -22,74 | |
Netto-Marge6 | -1,83 | -15,24 | -3,97 | -2,00 | 1,36 | -10,43 | -21,43 | |
Cashflow1,7 | 1,47 | -3,65 | 7,19 | 7,41 | 3,28 | 9,68 | -4,97 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,07 | -0,59 | -0,20 | -0,11 | 0,16 | -0,87 | -1,54 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
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