Schwierig, da als Anleger den Überblick zu behalten. Mehr als 50 Aktien aus der Datenbank von boersengefluester.de lassen sich den Bereichen Mittelstands-Holdings oder auch Beteiligungen zuordnen. Doch die Firmen könnten unterschiedlicher kaum sein: Von reinen Aktieninvestments bis hin zu einer sehr aktiven Einflussnahme in das operative Geschäft reicht die Palette – mit dann auch noch sehr verzweigten Branchenansätzen und Haltedauern. Entsprechend weit auseinander geht die Performance der Aktien, wobei zumindest ein Punkt mehr als die Hälfte aller Unternehmen eint: Sie notieren unter Buchwert. So zählt die Verringerung des Abschlags zum Substanzwert (NAV) zu den zentralen Investor Relations-Zielen der meisten Gesellschaften. Auf Dauer kann das aus Anlegersicht langweilig werden, zumindest, wenn sich seit fünf oder gar zehn Jahren nichts Wesentliches an den einschlägigen Bewertungsrelationen ändert.
Umso erfrischender, dass Constantin Mang, CEO von MBB, im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de die Schwerpunkte komplett anders setzt. Das freilich liegt auch daran, dass die drei bekanntesten Beteiligungen Friedrich Vorwerk (Anteil: 49,82 Prozent), Aumann (48,53 Prozent) und Delignit (60,37 Prozent) allesamt selbst börsennotiert sind und es daher keine – mitunter wenig transparenten – NAV-Berechnungen braucht. Konkret ist es so, dass allein die auf MBB entfallenden Marktkapitalisierungen dieser drei Töchter den Börsenwert der Berliner zu etwas mehr als 50 Prozent abdecken. Weitere 45 Prozent entfallen auf den der MBB SE direkt zurechenbaren Netto-Cashbestand. Mit anderen Worten: Die restlichen drei Beteiligungen gibt es sozusagen als kostenlosen Bonus, wobei die auf IT-Sicherheitslösungen spezialisierte DTS IT das werthaltigste Asset aus dem nicht börsennotierten Trio ist. Vor einigen Jahren galt DTS in der Finanzszene sogar als nächster logischer IPO-Kandidat aus dem MBB-Portfolio. Offiziell hat MBB das damals nie wirklich kommentiert, derzeit gibt es diesbezüglich jedoch keine Ambitionen, wie uns CEO Constantin Mang verrät.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 403,08 | 506,59 | 592,06 | 689,24 | 680,33 | 896,45 | 954,62 | |
EBITDA1,2 | 30,14 | 53,99 | 80,97 | 85,73 | 55,90 | 87,98 | 78,19 | |
EBITDA-Marge3 | 7,48 | 10,66 | 13,68 | 12,44 | 8,22 | 9,81 | 8,19 | |
EBIT1,4 | 19,71 | 38,62 | 54,39 | 56,16 | 19,00 | 44,57 | 33,92 | |
EBIT-Marge5 | 4,89 | 7,62 | 9,19 | 8,15 | 2,79 | 4,97 | 3,55 | |
Jahresüberschuss1 | 10,24 | 27,25 | 34,60 | 10,72 | -11,57 | 24,15 | 24,25 | |
Netto-Marge6 | 2,54 | 5,38 | 5,84 | 1,56 | -1,70 | 2,69 | 2,54 | |
Cashflow1,7 | 3,85 | 24,03 | 69,23 | 56,00 | 59,12 | 35,37 | 126,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,71 | 2,34 | 4,44 | 2,14 | -1,61 | 2,00 | 2,10 | |
Dividende8 | 1,32 | 0,69 | 0,70 | 1,76 | 1,98 | 1,00 | 1,01 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
Tatsächlich hatte MBB in den vergangenen Jahren – insbesondere mit der unter anderem im Pipelinebereich tätigen Vorwerk sowie dem Spezialmaschinenbauer Aumann – auch ganz andere Probleme zu lösen. Vorwerk war viel zu schnell gewachsen und hatte damit ein gewaltiges Margenproblem, bei Aumann entwickelte sich das Geschäft abseits des E-Mobility-Bereichs deutlich schlechter als vermutet. Last but not least musste auch Delignit bei der Ausstattung von Reisecaravanen die Ziele tiefer hängen. MBB hat in der Zeit kräftig in die Beteiligungen investiert – operativ und auch was die Beteiligungshöhe angeht. „Wir sind jetzt an einem Punkt, wo man die Ergebnisse unserer Hausaufgaben sieht“, sagt Mang.
Dabei hatte sich MBB in gewisser Weise selbst in die missliche Lage gebracht, denn sowohl Aumann (IPO: März 2017) als auch Vorwerk (IPO: März 2021) wurden mit viel Tamtam und Green Technology-Etikette zu happigen Preisen an den Markt gebracht – bei vielen Investoren ist das in Form von dicken Minuszeichen im Depot haften geblieben. Insbesondere bei der wertmäßig größten Beteiligung Vorwerk gab es zuletzt aber positive Signale in Form von Großaufträgen, zudem ist die Ergebnisausbeute mittlerweile wieder merklich vorteilhafter. Insofern verwundert es auch nicht, dass MBB die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt jetzt wieder forciert. Dabei zeigt sich der Chart im laufenden Jahr ohnehin in einer guten Verfassung. Den Aktienkursen der am ehesten vergleichbaren Unternehmen Indus Holding, Gesco oder auch KAP zeigt MBB zurzeit jedenfalls deutlich die Rücklichter.
Bewegung kommt offenbar auch in ein anderes wichtiges Thema: Den Erwerb eines weiteren Unternehmens, was eigenständig neben den bisherigen Beteiligungen Vorwerk, Aumann, DTS, Delignit, Hanke Tissue und CT Formpolster steht. Angebote gab es sicher bereits genug, aber bei MBB muss eben auch der Preis stimmen. „Wir sind nicht so gut darin, für zweistellige Multiples zu kaufen“, sagt CEO Mang. Doch mit der allgemein schwierigen konjunkturellen und geopolitischen Lage sind auch die Kaufpreise spürbar zurückgekommen. Die perfekte Einkaufszeit für preissensitive Akteure wie MBB. Dabei schaut sich die Gesellschaft am liebsten in Größenordnungen zwischen 50 und 100 Mio. Euro Umsatz um. Unmittelbar vor dem Abschluss scheint noch nichts zu stehen, doch fünf Jahre nach dem Einstieg bei Friedrich Vorwerk ändert Mang durchaus die Tonalität: „Die Chancen stehen gut, dass wir uns wieder an einen Zukauf für ein Stand alone-Unternehmen wagen.“
Branchentechnisch will sich der CEO nicht festlegen, doch angesichts der strukturellen Probleme in vielen klassischen Sektoren und der Tatsache, dass MBB keine Restrukturierungsfälle übernimmt, betont Mang: „Es ist wichtig auf Trends zu setzen, bei denen man Rückenwind hat.“ Für Anleger, die großen Wert auf Dividenden legen, ist derweil wichtig zu wissen, dass MBB zwar kontinuierlich die Basisausschüttung heraufsetzt, unter Renditegesichtspunkten ist die im Prime Standard gelistete Aktie aber nur dann übermäßig interessant, wenn es aufgrund besonders gut laufender Geschäfte on top noch eine Bonuszahlung gibt. Das war in den vergangenen zehn Jahren immerhin viermal der Fall. Für 2023 gab es 1,01 Euro pro Anteilschein, die HV ist aber gerade erst gewesen.
Bis zur nächsten Dividende dauert es also noch rund 1 Jahr. Bis dahin rücken die Fortschritte bei den Töchtern und auch eine mögliche größere Akquisition in den Fokus der Investoren. Boersengefluester.de hat jedenfalls den Eindruck, dass es kein ganz schlechter Zeitpunkt ist, sich mal wieder näher mit der MBB-Aktie zu beschäftigen. Und zumindest eine Sorge hat die Gesellschaft nicht, denn MBB gehört zu der Gruppe von Mittelstands-Holdings, die über Buchwert notieren – wenn auch nur leicht.
Foto: Adobe Stock
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