An der Börse war es naturgemäß nicht so das ganz große Aufregerthema. Dafür sorgte die Entscheidung des DAX-Konzerns SAP, sich bis zum Jahr 2023 mit seinem Produkt “Industry Solutions Healthcare” (kurz: IS-H) aus dem Bereich Krankenhaus-Software zurückzuziehen für umso größere Schockwellen innerhalb des Gesundheitssektors. Potenziert wurde die Unruhe der IT-Abteilungen vieler Kliniken noch dadurch, weil Konkurrent Oracle den Support für sein Krankenhausinformationssystem i.s.h.med in wenigen Jahren ebenfalls einstellen wird. Kein Wunder, dass sich auf Anbieterseite – auch abseits von großen Playern wie der italienischen Deadalus Healthcare Group oder der börsennotierten CompuGroup Medical aus Koblenz – so mancher Spezialanbieter in Stellung bringt und zusätzliche Marktchancen wittert.
Das alles passiert in einem Umfeld, in dem die Krankenhäuser via dem milliardenschweren Krankenhauszukunftsgesetz vor gewaltigen Aufgaben in Bezug auf die Digitalisierung und Modernisierung ihrer stationären Notfallversorgung stehen. Ingo Behrendt, CEO des in Donaueschingen ansässigen Softwareanbieters Nexus, spricht die dominierenden Branchenthemen im frisch vorgelegten Halbjahresbericht 2023 direkt an: „In Summe sind diese Ankündigungen als sehr chancenreich für unsere zukünftige Umsatzentwicklung einzuschätzen.“ Nun gehört Nexus – was Marktstellung, Ertragsstärke und Bilanzqualität angeht – ohnehin seit Jahren zu den stillen Stars aus dem Nebenwertesegment, wenn auch versehen mit dem Zusatz, dass die Aktie regelmäßig zu einer absoluten Premiumbewertung gehandelt wird. Das macht das Papier normalerweise anfällig für Rücksetzer. In der aktuellen Gemengelage sieht Nexus aber trotzdem super interessant aus.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 119,08 | 136,47 | 147,65 | 162,94 | 188,18 | 209,13 | 241,46 | |
EBITDA1,2 | 23,72 | 26,71 | 33,95 | 36,64 | 40,77 | 44,29 | 50,39 | |
EBITDA-Marge3 | 19,92 | 19,57 | 22,99 | 22,49 | 21,67 | 21,18 | 20,87 | |
EBIT1,4 | 13,32 | 15,18 | 17,44 | 19,92 | 24,11 | 27,79 | 31,87 | |
EBIT-Marge5 | 11,19 | 11,12 | 11,81 | 12,23 | 12,81 | 13,29 | 13,20 | |
Jahresüberschuss1 | 10,16 | 11,00 | 12,12 | 15,09 | 17,46 | 19,77 | 23,79 | |
Netto-Marge6 | 8,53 | 8,06 | 8,21 | 9,26 | 9,28 | 9,45 | 9,85 | |
Cashflow1,7 | 21,68 | 20,24 | 24,62 | 30,95 | 31,37 | 33,88 | 30,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,62 | 0,69 | 0,69 | 0,96 | 1,09 | 1,21 | 1,39 | |
Dividende8 | 0,16 | 0,17 | 0,18 | 0,19 | 0,20 | 0,21 | 0,22 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Die Halbjahreszahlen für 2023 zeigen dabei einmal mehr, wie stark das Unternehmen operativ unterwegs ist. So kamen die Erlöse um 11,8 Prozent auf 111,84 Mio. Euro voran. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte leicht unterproportional um knapp 7 Prozent auf 22,28 Mio. Euro zu. Ohne die belastenden Effekte aus den jüngsten Akquisitionen hätte das EBITDA indes Schritt gehalten mit der Umsatzdynamik. Unterm Strich steht ein um 17,3 Prozent auf 10,73 Mio. Euro verbesserter Gewinn nach Steuern. Eine quantitative Prognose zu den Zielen für 2023 gibt es nicht, ohnehin kommuniziert die Gesellschaft Richtung Kapitalmarkt eher auf Sparflamme. Immerhin: Vor knapp einem Jahr hat die Gesellschaft auf einer Investorenkonferenz bis 2026 Umsatzerlöse zwischen 350 und 360 Mio. Euro sowie ein EBITDA von dann etwa 90 Mio. Euro in Aussicht gestellt.
Das korrespondiert mit einem Börsenwert von derzeit knapp 978 Mio. Euro – bei einer Netto-Liquidität von immerhin 113 Mio. Euro. Soll heißen: Eine Menge Zukunft ist bei Nexus schon jetzt eingepreist, dafür bekommen Anleger aber auch ein extrem robustes Geschäftsmodell ins Depot gebucht. Nur für stark dividendenorientierte Anleger bietet der Titel wenig Anreize. Mehrheitlich zu Nexus gehört übrigens auch die kurz vor dem Delisting stehende Softwaregesellschaft IFA Systems, die insbesondere Augenärzte adressiert. Auf die Bewertung von Nexus hat der Microcap indes keinen Einfluss. Dafür sollten der angekündigte Rückzug von SAP aus dem Kliniksektor sowie die Digitalisierungs-Offensive der Bundesregierung umso mehr Potenzial freisetzen.
Foto: Unsplash+
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