Mit zweistelligen Zuwachsraten bei Umsatz und bereinigtem EBIT hat USU Software das erste Halbjahr 2016 erfolgreich gemeistert. Und für die zweite Jahreshälfte zeigt sich USU-Vorstandssprecher Bernhard Oberschmidt im Gespräch mit boersengefluester.de noch optimistischer. Die für 2017 angepeilte EBIT-Zielmarge von mindestens 15 Prozent sieht der Konzernlenker „ganz sicher nicht als das Ende der Fahnenstange“. Sein Ziel: Die USU-Gruppe weiter auszubauen zu einem internationalen Player im Softwaremarkt. Boersengefluster.de sprach mit CEO Oberschmidt über temporäre Projektverschiebungen, die zunehmende Bedeutung der SAP-Lizenzoptimierung und den Stellenwert der Dividende.
Herr Oberschmidt, die Halbjahreszahlen 2016 waren Ihren Angaben zufolge „voll im Plan“. War der Rückgang der Lizenzerlöse im zweiten Quartal dabei nicht doch ein Wermutstropfen?
Bernhard Oberschmidt: Auf Halbjahressicht haben wir die Lizenzerlöse ja leicht gesteigert. Einen Rückgang haben wir lediglich im zweiten Quartal verbucht, nachdem wir extrem positiv ins Jahr gestartet waren. Wir unterliegen leider gewissen Schwankungen, da die USU meist Projekte mit sechs- bzw. siebenstelligen Volumina gewinnt und realisiert, was sich auf Quartalssicht entsprechend auswirken kann. Denn kommt ein Lizenzauftrag noch Ende März eines Jahres, so kann dieser in der Regel nach IFRS noch in das erste Quartal verbucht werden. Kommt er aber erst Anfang April, so wird er ins zweite Quartal gebucht. Auf Sicht eines Jahres oder Halbjahres sind solche Verschiebungen dann irrelevant. Insofern sehe ich die USU-Gruppe für das Halbjahr voll im Plan. Die aktuelle Entwicklung lässt mich auch sehr positiv in das zweite Halbjahr blicken.
Überraschend stark hat hingegen das Beratungsgeschäft performt. Was waren die Gründe hierfür?
Bernhard Oberschmidt: Derzeit spüren wir gerade in unserem Geschäftsfeld Business Solutions, dass viele Unternehmen auf digitale Geschäftsmodelle umsteigen möchten. In den ersten sechs Monaten 2016 konnten wir daher das Beratungsgeschäft gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent steigern. Die Auslastung in diesem Service-Geschäft hat sich sehr gut entwickelt. Dazu tragen neben vielen Bestandskunden auch einige namhafte Neukunden bei. So realisieren wir derzeit zum Beispiel für die Konrad-Adenauer-Stiftung oder die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder umfangreiche Portal-Projekte.
Im ersten Halbjahr lag die organische Umsatzsteigerung bei 14 Prozent. Ist das ein Niveau, das Sie auch für das zweite Halbjahr erwarten?
Bernhard Oberschmidt: Der Quartalsverlauf der vergangenen Jahre zeigt, dass das vierte Quartal bei uns wie in der gesamten Branche traditionell das mit Abstand stärkste ist. Daher sind wir für das zweite Halbjahr zuversichtlich, das Niveau der organischen Umsatzsteigerung sogar noch etwas anheben zu können. Auftragseingang und Forecast sind gute Voraussetzungen dafür und stimmen uns optimistisch.
Der Auslandsanteil am Gesamtumsatz war im zweiten Quartal rückläufig auf 27,7 Prozent. Werten Sie diesen Rückgang nur als Momentaufnahme oder spüren Sie in einzelnen internationalen Märkten eine Investitionszurückhaltung?
Bernhard Oberschmidt: In der Tat mussten wir im zweiten Quartal aufgrund der Verschiebung einiger geplanter Projekte einen leichten Rückgang der Lizenzerlöse in den USA verzeichnen. Dadurch hat sich auch der Auslandsanteil am Gesamtumsatz verringert. Der US-Markt ist für uns jedoch nach wie vor ein sehr wichtiger Wachstumsmarkt. Denn interessanterweise liegt dieser Markt beim Thema Software Lizenzmanagement in puncto Reifegrad und Durchdringung einige Jahre hinter Europa zurück. Damit ist das Potenzial nach wie vor groß, und wir sind als einer der führenden Anbieter gut positioniert. Mit Blick auf 2017 werden wir unser Portfolio in den USA sogar um die im DACH-Raum bereits etablierten Wissensmanagement-Lösungen erweitern.
Die USU-Tochter Aspera hat nach der Anfang Juli 2016 erfolgten Verschmelzung mit dem SAP-Spezialisten SecurIntegration sein Portfolio komplettiert. Welche Bedeutung hat das Angebot zur SAP-Lizenzoptimierung inzwischen für USU?
Bernhard Oberschmidt: Die SAP-Lizenzoptimierung schließt eine wichtige Lücke im Markt. Denn nur ein Bruchteil der Unternehmen weltweit betreibt bisher eine automatisierte Lösung. Wir klären mit unseren Kunden, wie verlässlich ihre derzeitige Compliance ist und welchen Handlungsbedarf sie kurz- und mittelfristig haben. Darüber hinaus bieten wir als einziger Anbieter ein individuelles Coaching während der Vertragsverhandlungen mit SAP. Durch die Kombination von individueller Beratung und System lassen sich Lizenzkosten in Millionenhöhe vermeiden. Daher verzeichnen wir großes Interesse in allen Märkten.
USU Software verfügt über eine Konzernliquidität von 21,8 Mio. Euro und sieht sich derzeit aktiv nach geeigneten Übernahmekandidaten um. Ist das inzwischen erreichte ambitionierte Preisniveau für IT-Firmen dabei das größte Kaufhindernis?
Bernhard Oberschmidt: Wir sind im Kontakt mit mehreren Übernahmekandidaten, prüfen aber sehr genau, ob eine Akquisition auch wertsteigernd für die USU-Gruppe ausfallen wird. Dabei spielt der Kaufpreis natürlich eine zentrale Rolle, aber wir schauen zugleich auch sehr genau auf die strategische Erweiterung der USU-Gruppe, da ein geeigneter Übernahmekandidat von USU über ein innovatives Angebot verfügen sollte, das unser bestehendes Konzernportfolio ergänzt und zudem eine breite Kundenbasis sowie ein erfahrenes Management als auch und eine zur USU passende Unternehmenskultur haben sollte.
Der Ausbau des margenstarken Produktgeschäfts, aus welchem die USU-Gruppe Lizenz-, Wartungs- sowie produktbezogene Beratungserlöse erzielt, soll sich positiv auf die Marge und das Ergebnis auswirken. Welche Potenziale sehen Sie bei der EBIT-Marge noch?
Bernhard Oberschmidt: Auch wenn der Anteil des Produktgeschäftes im zweiten Quartal leicht gesunken ist – der langjährige Trend zugunsten des höhermargigen Produktsegmentes ist ungebrochen. Diese Erlöse machen inzwischen fast 80 Prozent des Konzernumsatzes aus. Daher ist die Margen-Zielgröße von 15 Prozent auf Basis des bereinigten EBIT ganz sicher nicht das Ende der Fahnenstange, aber zunächst einmal ein wichtiger Meilenstein für 2017. Aber mittelfristig planen wir mit einem Zielkorridor zwischen 15 bis 20 Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,36 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | |
EBITDA-Marge3 | 8,11 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | |
EBIT1,4 | 3,22 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | |
EBIT-Marge5 | 3,82 | 2,99 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | |
Jahresüberschuss1 | 3,37 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | |
Netto-Marge6 | 3,99 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | |
Cashflow1,7 | 5,17 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,32 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
USU hat die Dividende für 2015 auf 0,35 Euro angehoben. Dürfen Ihre Aktionäre für 2016 eine weitere Steigerung erwarten oder würden Investitionen in größere Akquisitionen dem entgegenstehen?
Bernhard Oberschmidt: Wir haben für die USU ja bereits frühzeitig eine klare Dividendenstrategie fixiert und kommuniziert, die vorsieht, dass etwa die Hälfte des Gewinnes ausgeschüttet wird, jedoch niemals weniger als im Vorjahr. Die Dividendenkontinuität und -verlässlichkeit hat insofern für mich höchste Priorität. Wir werden aber zugleich darauf achten, dass wir für potenzielle Akquisitionen die notwendigen Mittel zur Verfügung haben, wenn wir sie benötigen, um die USU-Gruppe auch zukünftig gezielt zu erweitern und den Unternehmenswert zu steigern.
Welche Vision haben Sie auf Fünf-Jahressicht für die USU-Gruppe?
Bernhard Oberschmidt: Ich möchte die USU-Gruppe weiter ausbauen zu einem internationalen Player im Softwaremarkt. Das soll wie in den vergangenen Jahren sowohl durch eigene Produktinnovationen, die Erschließung und den Ausbau neuer globaler Märkte sowie Akquisitionen erfolgen. Die für Ende 2017 avisierten 100 Mio. Euro Umsatz, die auch potenzielles akquisitorisches Wachstum von circa 15 Mio. Euro enthalten, sind für mich dabei nur ein Etappenziel, das aber auch psychologisch wichtig ist. Mindestens genauso wichtig ist allerdings das gleichzeitige Steigern der Marge. Damit sehe ich erhebliches Potenzial, den Unternehmenswert der USU Software AG in den kommenden Jahren kontinuierlich zu steigern.
Bernhard Oberschmidt kam nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften 1996 zur USU AG, der heutigen Konzerntochter der USU Software AG. Nach Tätigkeiten im Bereich Finanzen und Qualitätsmanagement übernahm er 1998 die Leitung für die Bereiche Rechnungswesen und Controlling und begleitete in 2000 verantwortlich den Börsengang der USU AG. Im Rahmen des Zusammenschlusses der Openshop Holding AG und der USU AG zur heutigen USU-Gruppe wurde Bernhard Oberschmidt im Jahr 2002 zum Chief Financial Officer ernannt. Heute agiert er als Vorstandsvorsitzender und verantwortet die Konzernstrategie sowie die Ressorts Finanzen, Investor Relations und zentrale Administration.