Ist leider so: Viel zu häufig sind gerade die Präsentationen von IT- und Softwareunternehmen vollgestopft mit Buzzwords und sonstigen Phrasen. Naturgemäß kommt auch Bernhard Oberschmidt, CEO von USU Software, bei seiner virtuellen Roadshow zur Vorlage der Halbjahreszahlen nicht ohne Schlagworte wie SaaS, KI, Digitalisierung oder Cloud aus. Trotzdem wirkt das alles null aufgesetzt. So geerdet erklärt Oberschmidt, was zurzeit wichtig bei USU Software ist. Vermutlich liegt das auch daran, dass es bei dem auf Software für digitale Serviceprozesse und Lizenzmanagement spezialisierten Unternehmen zurzeit per saldo richtig gut läuft. So kamen die Erlöse in den ersten sechs Monaten 2020 um 16 Prozent auf knapp 52,10 Mio. Euro voran. Das um Sondereffekte aus Akquisitionen bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zog von 690.000 Euro auf gut 3,90 Mio. Euro an. Unterm Strich drehte das Ergebnis je Aktie von minus 0,03 Euro auf plus 0,33 Euro.
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Treiber zuletzt war das starke Deutschlandgeschäft, zudem hat USU die Probleme in Frankreich in den Griff bekommen. Hinter den Erwartungen bewegt sich zurzeit hingegen das Amerikageschäft. Insgesamt profitiert das Unternehmen aus Möglingen aber davon, dass der Großteil der Kunden bislang nicht übermäßig unter den Auswirkungen von Corona zu leiden hat. Dabei hatte boersengefluester.de schon bei der Präsentation von Oberschmidt auf der Münchner Kapitalmarkt Konferenz MKK Ende April (HIER) den Eindruck, dass die Produkte zur Optimierung von IT- und Kundenservices in Corona-Zeiten besonders gefragt sind. Dabei steht USU Software selbst inmitten in einer Transformationsphase – und zwar bezogen auf den Verkauf der Software via Einmallizenz oder als Mietvariante Software-as-a-Service (SaaS). Die Entwicklung ist für das Zahlenwerk der Schwaben insofern wichtig, weil der Trend hin zu SaaS-Modellen kurzfristig zwar weniger Marge beschert, auf die mittlere Sicht dafür aber umso profitabler ist. Zur Einordnung: Gegenwärtig stammen etwas mehr als 30 Prozent der Erlöse aus dem Wartungs- und SaaS-Geschäft.
Wie sich die Gewichte konkret verschieben werden, lässt sich indes kaum valide vorhersagen. Dafür switchen die Kunden noch zu sehr zwischen den einzelnen Modellen hin und her. „Das wird wohl noch drei Jahre so gehen“, sagt Oberschmidt. Zunächst einmal gilt der Blick dem zweiten Halbjahr 2020. So will USU Software zum Jahresende die Umsatzmarke von 100 Mio. Euro knacken, was Oberschmidt als „sportliches Ziel“ bezeichnet. Was das Ergebnis angeht, hält er sich deutlich bedeckter und spricht nur von einem positiven bereinigten EBIT auch im zweiten Halbjahr 2020. Die Analysten von GBC taxieren das adjustierte Betriebsergebnis für das Gesamtjahr 2020 in ihrer neuesten Studie (HIER) auf 6,35 Mio. Euro. Auf das Halbjahresresultat kämen demnach noch einmal 2,45 Mio. Euro on top. Auf unbereinigter Basis kalkuliert GBC mit einem EBIT von 5,60 Mio. Euro – nach 4,05 Mio. Euro im Jahr zuvor.
Das korrespondiert bei der frei von Bankverbindlichkeiten agierenden Gesellschaft mit einer Marktkapitalisierung von knapp 217 Mio. Euro. „In Summe sind wir noch sehr verhalten bewertet“, sagt Oberschmidt. Eine Einschätzung, die insbesondere dann ihre Gültigkeit hat, wenn USU Software seine Mittelfristziele einlöst. Die sehen bis 2024 ein jährliches Umsatzwachstum von im Schnitt 10 Prozent vor – bei einer bereinigten EBIT-Marge in einem Korridor von 13 bis 15 Prozent. Am Ende würde diese Prognose auf ein 2024er-Betriebsergebnis zwischen grob 19 und 22 Mio. Euro hinauslaufen. Dabei zeigt sich USU Software als verlässlicher Dividendenzahler mit einer umsichtigen Akquisitionspolitik. Angesichts der üppigen Preise für Wettbewerber verspricht Oberschmidt: „Wir werden nicht jedes Spielchen mitmachen.“ Zur börsennotierten Peergroup von USU Software zählen Unternehmen wie der US-Konzern ServiceNow oder die deutsche Serviceware. Für Langfristanleger bleibt der Spezialwert somit eine solide Wahl.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,36 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | |
EBITDA-Marge3 | 8,11 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | |
EBIT1,4 | 3,22 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | |
EBIT-Marge5 | 3,82 | 2,99 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | |
Jahresüberschuss1 | 3,37 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | |
Netto-Marge6 | 3,99 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | |
Cashflow1,7 | 5,17 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,32 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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