Als boersengefluester.de Ende Mai (HIER) über die unerwartete Vergleichsvereinbarung zwischen Deufol und ehemaligen Managern, mit denen der Verpackungsdienstleister für die Logistikbranche seit Jahren gerichtlich im Clinch lag, berichtete, war unsere größte Sorge, dass diese – grundsätzlich sehr gute Nachricht – nur für ein Strohfeuer im Börsenkurs sorgen würde. Immerhin steht Deufol als formal delistetes Unternehmen nicht gerade im Rampenlicht am Kapitalmarkt und besonders marktenge Werte haben es nochmals schwerer. Tatsächlich hat die Aktie in den vergangenen Monaten aber ganz stark performt und steht mit Kursen oberhalb von 1,50 Euro auf einem Zwölf-Jahres-Hoch. Mittlerweile ist Deufol insofern mindestens einen Schritt weiter, weil die vereinbarte erste Rate von 4,4 Mio. Euro tatsächlich pünktlich auf dem Firmenkonto eingegangen ist.
In den kommenden drei Jahren stehen jeweils weitere 2,2 Mio. Euro an, insgesamt türmt sich die Cash-Komponente also auf 11,0 Mio. Euro. Oben drauf kommt bis Jahresende 2023 die nicht cashwirksame Übertragung von 628.017 Deufol-Aktien zur Einziehung. Insgesamt ein stattliches Paket, was zudem einen Schlusspunkt unter das leidige Dauerthema um den gerichtlichen Streit mit ehemaligen Top-Managern setzt. Natürlich hätte der Vergleich gern höher zugunsten von Deufol ausfallen können, aber so herrscht jetzt wenigstens Klarheit und das operative Geschäft rückt aus Investorensicht wieder in den Vordergrund.
Und diesbezüglich sieht es durchaus ansprechend aus: So kamen die Umsätze im ersten Halbjahr 2023 um 11,3 Prozent auf 143,9 Mio. Euro voran. Höher waren die Erlöse nach Abschluss der ersten sechs Monate zuletzt 2017, als Deufol auf Umsätze von etwas mehr als 145 Mio. Euro kam. Das um die Effekte aus den Sonderzahlungen bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kam um 23,4 Prozent auf starke 7,9 Mio. Euro voran. Inklusive der Effekte aus dem Vergleichs-Deal steht zum Halbjahr 2023 sogar ein Rekord-EBIT von 17,9 Mio. Euro zu Buche. Angesichts dieser Vorgaben bestätigen die Hofheimer ihre zuletzt Ende Juni heraufgesetzte Gesamtjahresprognose mit Erlösen zwischen 280 und 305 Mio. Euro sowie einem EBIT in einer Bandbreite von 12 bis 17 Mio. Euro. Inklusive der Vergleichseffekte dürfte sich das EBIT entsprechend auf 22 bis 27 Mio. Euro erhöhen. Das wiederum korrespondiert mit einem Börsenwert von knapp 67,5 Mio. Euro – bei Netto-Finanzverbindlichkeiten von zuletzt 71 Mio. Euro.
Also: Selbst ohne Berücksichtigung der Sonderzahlung ist das Unternehmen am Kapitalmarkt weiterhin sehr moderat bewertet. Für erfahrene Nebenwerteanleger bleibt der Titel auch auf dem erhöhten Kursniveau eine aussichtsreiche Sondersituation. Zudem könnte es im kommenden Jahr eine deutlich erhöhte Dividende geben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 287,73 | 265,11 | 247,06 | 213,85 | 243,05 | 271,58 | 294,00 | |
EBITDA1,2 | 18,94 | 18,84 | 28,23 | 29,01 | 27,48 | 34,03 | 46,12 | |
EBITDA-Marge3 | 6,58 | 7,11 | 11,43 | 13,57 | 11,31 | 12,53 | 15,69 | |
EBIT1,4 | 9,30 | 9,81 | 6,20 | 6,30 | 6,34 | 13,22 | 16,64 | |
EBIT-Marge5 | 3,23 | 3,70 | 2,51 | 2,95 | 2,61 | 4,87 | 5,66 | |
Jahresüberschuss1 | 5,63 | 3,76 | 3,07 | 0,86 | 1,93 | 7,01 | 7,20 | |
Netto-Marge6 | 1,96 | 1,42 | 1,24 | 0,40 | 0,79 | 2,58 | 2,45 | |
Cashflow1,7 | 12,88 | 16,86 | 23,63 | 25,35 | 12,55 | 35,08 | 35,49 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,60 | 0,45 | 0,35 | 0,15 | 0,15 | 0,75 | 0,75 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,15 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Votum |
Foto: Unsplash+
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