Zunächst mal ist das unlogisch: Da jubelt auf der einen Seite die Fintech-Szene über die jüngste 100 Mio. Dollar-Finanzierungsrunde von Deposit Solutions, die die Bankingplattform mit den Marken Zinspilot und Savedo auf eine Gesamtbewertung von 500 Mio. Dollar (umgerechnet 441 Mio. Euro) hievt und damit in die Riege der wertvollsten europäischen Fintech-Unternehmen aufsteigt (HIER). Nur am Aktienkurs von FinLab scheint die Neuigkeit irgendwie abzuperlen. Jedenfalls zeigt die Notiz kaum eine Reaktion. Dabei ist die im Börsensegment Scale gelistete Investmentgesellschaft einer der größten indirekten Profiteure. Schließlich hat sich ihr Anteil an Deposit Solutions seit dem 12,75 Prozent-Einstieg für 3 Mio. Euro – entsprechend einer Gesamtbewertung von 23,5 Mio. Euro – im September 2015 um annähernd den Faktor 19 erhöht. Wichtig: Für FinLab handelt es sich nicht nur um Buchgewinne, denn die Gesellschaft hat im Rahmen der von den bekannten Investoren Vitruvian Partners und Kinnevik angeführten Transaktion Deposit-Solutions-Anteile im Wert von rund 10 Mio. Euro verkauft. Nach dem Deal hält FinLab noch 7,7 Prozent an Deposit Solutions, was – bei der aktuellen Bewertung – einer Größenordnung von knapp 34 Mio. Euro entspricht. Zum Vergleich: Vor der jüngsten Finanzierungsrunde stand das damals noch gut zwölf Prozent umfassende Paket dem Vernehmen nach mit knapp 29 Mio. Euro in den Büchern. Spekuliert wird in Finanzkreisen bereits, dass Deposit Solutions ab dem kommenden Jahr womöglich sogar selbst an die Börse gehen könnte. Das kürzlich erfolgte IPO der in Frankfurt beheimateten Finanzierungsplattform Creditshelf liefert jedenfalls die Blaupause.
Doch zurück zur FinLab-Aktie: Stefan Schütze, einer der beiden Vorstände von FinLab, betont: „Der Mittelzufluss von 11,5 Millionen Dollar als auch die Neubewertung unseres verbleibenden Anteils an Deposit Solutions werden sowohl FinLab’s NAV als auch das EBIT und das Ergebnis je Aktie in 2018 positiv beeinflussen. In Summe werden diese Faktoren mehr als wahrscheinlich dazu führen, dass das Geschäftsjahr 2018 zu einem der erfolgreichsten in der Geschichte von FinLab zählen wird.“ Zur Einordnung: Auf Basis der internationalen Bilanzvorschriften IFRS waren bislang 2016 und 2017 mit einem Überschuss von jeweils rund 14 Mio. Euro die beiden Top-Scorer. Entsprechend gespannt ist boersengefluester.de, wo die Frankfurter am Ende herauskommen. Valide schätzen lassen sich die Ergebnisse von Beteiligungsgesellschaften wie FinLab oder auch German Startups Group indes kaum.
Die Analysten von GBC haben dennoch bereits einmal überschlagen und kommen zu dem Schluss, dass sich der faire Wert (Net Asset Value) der FinLab-Aktie durch die Transaktion um gut zehn Prozent auf 33,75 Euro erhöht haben sollte. Es gibt freilich auch Stimmen, die einen NAV-Zuwachs von rund 15 Prozent für realistisch halten. Zum Vergleich: Zurzeit kostet die FinLab-Aktie 22,10 Euro, was einem Discount von gut einem Drittel auf den NAV entspricht. Nun sind derartige Abschläge nicht gänzlich ungewöhnlich – die wichtigste FinLab-Beteiligung Heliad Equity Partners kommt im Schnitt der vergangenen zwei Jahre auf einen Discount von knapp 29 Prozent. Doch im Fall von FinLab halten wir den Abschlag in dieser Dimension für nicht gerechtfertigt. Immerhin haben die Frankfurter zuletzt gute Nachrichten in Serie produziert. Das scheint übrigens auch so zu bleiben, denn Vorstand Stefan Schütze betont: „Auch unsere weiteren Portfoliounternehmen entwickeln sich sehr erfreulich, so dass wir auch hier noch mehr positive Nachrichten für den Rest des Jahres 2018 erwarten.“
Ebenfalls bei der Kaufen-Einschätzung – allerdings mit einem Kursziel von 28,90 Euro – bleiben die Analysten von Montega Research. „Momentan rechtfertigt bereits der Wert aus der Heliad und Deposit Solutions-Beteiligung nahezu die aktuelle Marktkapitalisierung. Die Potenziale aus den übrigen Beteiligungen erscheinen hierin noch nicht reflektiert“, lautet ihr Fazit. So gesehen wäre es nur logisch, wenn die FinLab-Aktie tatsächlich eine entsprechende Kursreaktion auf den Deposit Solutions-Deal zeigen würde.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1,52 | 1,95 | 1,44 | 1,54 | 4,87 | 1,93 | 5,60 | |
EBITDA1,2 | 1,49 | 0,82 | 10,15 | 3,01 | 2,70 | 4,84 | 21,31 | |
EBITDA-Marge3 | 98,03 | 42,05 | 704,86 | 195,45 | 55,44 | 250,78 | 380,54 | |
EBIT1,4 | 1,46 | 0,79 | 2,19 | 0,25 | -0,70 | 2,37 | 21,14 | |
EBIT-Marge5 | 96,05 | 40,51 | 152,08 | 16,23 | -14,37 | 122,80 | 377,50 | |
Jahresüberschuss1 | 14,21 | 16,92 | 39,53 | 6,10 | -0,35 | 2,04 | 20,13 | |
Netto-Marge6 | 934,87 | 867,69 | 2.745,14 | 396,10 | -7,19 | 105,70 | 359,46 | |
Cashflow1,7 | 1,83 | 1,49 | 1,42 | 2,26 | -0,35 | 2,07 | 0,72 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,85 | 3,14 | 7,33 | 1,11 | -0,06 | 0,38 | 3,21 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: ifc Treuhand |