Die Aktien von Lkw-Zulieferern sind alles andere als behäbig. Wenn es an der Börse runter geht, preschen Titel wie SAF-Holland oder auch Jost Werke meist mit Volldampf vor. Zu sehr hängen die Orderbücher der Unternehmen an der allgemeinen Konjunktur. Das ist aber nur die eine Seite der der Medaille. Es gibt nämlich auch eine Menge Investoren, die grundsätzlich große Fans des Sektors sind. Hauptgrund ist das vergleichsweise robuste Geschäft mit sicherheitsrelevanten Verschleißteilen. Immerhin sind die meisten Lkw mehr oder weniger im Dauereinsatz – und da geht eben auch viel kaputt und muss erneuert werden. Entsprechend stabiler als zu vermuten ist, entwickeln sich häufig auch die Erlöse und Erträge der Gesellschaften. Bei der auf Sattelkupplungen, Achsen und Anhänger spezialisierten Jost lief es zuletzt sogar so gut, dass der Vorstand seine zwischenzeitlich komplett ausgesetzte Prognose für 2020 nun spürbar zuversichtlicher als zuvor formuliert.
Demnach ist bei einem Umsatzplus im einstelligen Prozentbereich mit einer bereinigten EBIT-Marge von mehr als 8,5 Prozent zu rechnen. Bislang lag die Messlatte für die Relation von Umsatz zu dem um bilanzielle Effekte aus Übernahmen adjustierten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 7,0 Prozent. Beachten sollten Investoren allerdings, dass zwischen den bereinigten und den letztlich ausgewiesenen Zahlen eine erhebliche Lücke klafft. Nach neun Monaten 2020 betrug das Delta zwischen dem reporteten EBIT von 11,7 Mio. Euro zum adjustierten Betriebsergebnis (46,1 Mio. Euro) immerhin mehr als 34 Mio. Euro. Nun: Die Investoren richten ihren Blick eher auf die bereinigten Daten – und auf dieser Basis kommt der SDAX-Titel immer noch vergleichsweise günstig daher.
Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverbindlichkeiten wird die Jost-Aktie nur etwa mit dem Zehnfachen des EBITDA für 2020 gehandelt. Zudem gehen wir davon aus, dass die Gesellschaft nach der Nullrunde für 2020 die Dividendenzahlung zumindest wieder aufnimmt. Für eine überdurchschnittliche Rendite wird es vermutlich allerdings noch nicht rechnen. Die meisten Analysten siedeln den fairen Wert der Aktie zwischen 40 und 50 Euro an. Wer den Titel im Depot hat, sollte also investiert bleiben. Sofern der Gesamtmarkt mitspielt, ist die Marke bei 50 Euro das Mindestziel.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 701,31 | 755,41 | 736,35 | 794,41 | 1.050,93 | 1.264,61 | 1.249,70 | |
EBITDA1,2 | 90,59 | 97,10 | 94,87 | 83,58 | 121,16 | 146,67 | 150,78 | |
EBITDA-Marge3 | 12,92 | 12,85 | 12,88 | 10,52 | 11,53 | 11,60 | 12,07 | |
EBIT1,4 | 46,72 | 53,19 | 45,80 | 25,05 | 53,94 | 88,74 | 92,78 | |
EBIT-Marge5 | 6,66 | 7,04 | 6,22 | 3,15 | 5,13 | 7,02 | 7,42 | |
Jahresüberschuss1 | -62,85 | 53,45 | 33,52 | 19,29 | 43,86 | 59,85 | 52,29 | |
Netto-Marge6 | -8,96 | 7,08 | 4,55 | 2,43 | 4,17 | 4,73 | 4,18 | |
Cashflow1,7 | 63,89 | 58,15 | 77,56 | 118,96 | 53,40 | 56,02 | 143,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | -4,22 | 3,59 | 3,41 | 3,18 | 2,94 | 4,02 | 3,51 | |
Dividende8 | 0,50 | 1,10 | 0,00 | 1,00 | 1,05 | 1,40 | 1,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
