Prognosen innerhalb einer Bandbreite anzugeben, hat bei Mensch und Maschine Software seit vielen Jahren Tradition. Dabei haben sich die Anleger bei dem Anbieter von Konstruktionssoftware längst daran gewöhnt, dass die tatsächlich gelieferten Zahlen – von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen – eher am oberen Ende der Vorschau herauskommen. Das wird vermutlich auch für 2023 so sein, selbst wenn Chairman Adi Drotleff bei der Präsentation der Neun-Monats-Zahlen auf der Montega-Plattform Connect betont: „Ein Korridor soll idealerweise anzeigen, dass die Mitte die höchste Wahrscheinlichkeit hat.“ Nun: Momentan braucht Mensch und Maschine (MuM) für das Abschlussquartal des laufenden Jahres ein Ergebnis je Aktie (EPS) von 0,39 Euro, um zumindest das untere Ende der avisierten EPS-Spanne von 1,64 bis 1,81 Euro zu erreichen. Mit Blick auf das nach neun Monaten 2023 bereits erreichte EPS von 1,25 Euro wären derweil 0,56 Euro nötig, um den oberen Bereich zu touchieren.
Operativ läuft es bei dem Unternehmen weiterhin so rund, dass vermutlich auch das Abschlussviertel die jüngste Serie fortsetzt, wonach 2023 jedes Quartal besser gelaufen ist als das vergleichbare Vorjahresquartal. Dabei liegt die Messlatte bei einem EPS von knapp 0,46 Euro für Q4 2022. Rein nach dem Gesetz der Serie sollte MuM demnach für das Gesamtjahr auf ein EPS von 1,74 bis 1,80 Euro zusteuern. Für Adi Drotleff jedenfalls kein Grund, die Prognosespanne enger einzugrenzen oder sonstwie anzupassen. Immerhin sind die Zeiten durchaus ruppig, selbst wenn MuM bislang kaum etwas von Abschwächung zu spüren bekommt. Aber trotzdem: Selbst ein wachstumsstarkes Unternehmen wie MuM mit starker Einbindung von Autodesk-Software geht derzeit etwas runter vom Gas und achtet mehr als ohnehin auf Kostendisziplin. „Wir sind lieber vorsichtig und bleiben daher bei unserer Prognose“, sagt Firmengründer Drotleff und schiebt nach: „Jemand, der die Guidance von Anfang bis Ende durchhält, ist dieses Jahr schon etwas ganz Besonderes.“ Eine Aussage, die in der frisch anlaufenden Berichtssaison wohl jeder am Kapitalmarkt unterschreiben wird.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 160,85 | 185,40 | 245,94 | 243,98 | 266,16 | 320,47 | 323,31 | |
EBITDA1,2 | 18,04 | 22,75 | 36,55 | 40,33 | 44,44 | 52,67 | 56,64 | |
EBITDA-Marge3 | 11,22 | 12,27 | 14,86 | 16,53 | 16,70 | 16,44 | 17,52 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 19,66 | 27,19 | 31,03 | 34,69 | 42,64 | 46,83 | |
EBIT-Marge5 | 9,46 | 10,60 | 11,06 | 12,72 | 13,03 | 13,31 | 14,49 | |
Jahresüberschuss1 | 8,98 | 12,47 | 18,31 | 20,90 | 23,88 | 28,91 | 31,93 | |
Netto-Marge6 | 5,58 | 6,73 | 7,44 | 8,57 | 8,97 | 9,02 | 9,88 | |
Cashflow1,7 | 15,22 | 15,23 | 26,35 | 33,73 | 36,91 | 39,05 | 50,59 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,53 | 0,71 | 0,99 | 1,12 | 1,26 | 1,55 | 1,72 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,65 | 0,85 | 1,00 | 1,20 | 1,40 | 1,65 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: dhpg |
Vergleichsweise sicher erscheint derweil schon jetzt, dass die Gesellschaft mit Hauptsitz in Wessling am Ammersee zur Hauptversammlung am 8. Mai 2024 eine Dividende von 1,60 Euro je Aktie auf die Tagesordnung setzen wird. Das wäre dann die neunte Dividendenerhöhung in Folge und würde die Aktie auf eine Dividendenrendite von zurzeit 3,3 Prozent hieven. Im langjährigen Schnitt ist das ein sehr attraktiver Wert für die im Frankfurter Scale-Segment als auch im m:access der Börse München gelistete Aktie. Um den Titel auch unter KGV-Gesichtspunkten attraktiver aussehen zu lassen, müssen Investoren – unter der Annahme konstanter Aktienkurse – derweil noch etwas weiter in die Zukunft schauen. Doch CFO Markus Pech hat die richtige Botschaft parat: „Wir werden das EPS bis 2026/27 auf mehr als 3 Euro verdoppeln.“ Auf dieser Basis wäre die MuM-Aktie mit einem KGV von rund 15 bewertet, was in der Tat günstig ist.
Immerhin hat sich die Gesellschaft zu einer echten Cash-Maschine entwickelt, die zudem sämtliche Aufwendungen für die Weiterentwicklung der Standard-Software direkt durch die Gewinn- und Verlustrechnung schleust und – im Gegensatz zu bilanziell eher Mittelklasse-Unternehmen – diesbezüglich keine Aktivierungen vornimmt. Soll heißen: Wenn MuM wollte, könnte das Unternehmen sogar noch mehr Gewinn zeigen. Insgesamt bleibt die Aktie für boersengefluester.de der Software-Top-Pick aus dem Spezialwertebereich – insbesondere für langfristig orientierte Anleger. Dabei bewegt sich der Börsenwert von 833 Mio. Euro – davon entfallen 45,5 Prozent auf den Streubesitz – eigentlich locker auf SDAX-Niveau. Um tatsächlich Richtung Börsenindex zu schielen, müsste Mensch und Maschine jedoch ein Uplisting aus dem qualifizierten Freiverkehr vornehmen, wofür es keine Anzeichen gibt. Sei es drum: Pluspunkte sammelt der Titel auch so bei den Finanzexperten. Die Analysten von Berenberg geben jedenfalls ein strammes Kursziel von 72 Euro für die Aktie.
Foto: Unsplash+
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