Das gibt es auch nicht alle Tage: Zu den am intensivsten diskutierten Aktien auf der von Equity Forum organisierten Herbstkonferenz in Frankfurt gehört ausgerechnet ein Titel, der noch gar nicht richtig gehandelt wird: Die Staige One AG (ausgesprochen wird der Name „Staige“ wie das englische Worte „Stage“ für Bühne) aus Essen. Jedenfalls wird die aus dem Börsenmantel der Münchner Vorratsgesellschaft SPAC One AG hervorgegangene Aktie seit Wochen ohne Handelsumsätze im Düsseldorfer Freiverkehr fleißig nach oben getaxt. Beim derzeitigen Kurs von 2,80 Euro bringt es Staige One mittlerweile auf einen Börsenwert von etwas mehr als 13 Mio. Euro, was schon mal deutlich mehr ist, als das kürzlich präsentierte Bewertungsgutachten eines Wirtschaftsprüfers über 5,2 Mio. Euro für die in das SPAC-Vehikel eingebrachte Staige GmbH attestiert.
Dabei unterstellt boersengefluester.de bei der Berechnung der Marktkapitalisierung, dass die vermutlich für Anfang Oktober 2023 geplante Kapitalerhöhung um bis zu 1.887.69 neue Aktien zu einem avisierten Ausgabepreis von 4,23 Euro bereits umgesetzt ist und es schon jetzt 4.719.235 Anteilscheine der Staige One AG gibt. Bezogen auf den Bezugspreis von 4,23 Euro käme das Unternehmen damit sogar auf einen Börsenwert von annähernd 20 Mio. Euro. Was macht die Gesellschaft aus Investorensicht nun so interessant? Ganz einfach: Es ist die Kombination aus Aktionärskreis und Geschäftsmodell. So gehören der Dortmunder IT-Dienstleister Adesso (Anteil: 38,1 Prozent), das Loh Family Office (unter anderem Klöckner & Co.) und auch der Fußballclub Borussia Dortmund zu den Ankeraktionären. Das spiegelt sich auch im Aufsichtsrat von Staige wider, denn das Gremium ist mit Adesso-Gründer Volker Gruhn, BVB-Finanzvorstand Thomas Treß und Matthias Loh prominent besetzt. Nicht weniger sportlich geht es auf C-Level-Ebene von Staige One zu, denn CEO Jan Taube war über viele Jahre Eishockeyprofi – unter anderem in Duisburg und Iserlohn.
Aufmerksamen Lesern von boersengefluester.de kommt die Story möglicherweise bereits jetzt bekannt vor, denn unter der Schlagzeile „Adesso: Die neue Reviersport-Aktie“ hatten wir bereits im Sommer 2017 über das Engagement des jetzigen SDAX-Konzern im Bereich Bereich Kameratechnik zur automatisierten Übertragung von Fußball-Amateurspielen berichtet. Damals war Staige allerdings noch ein Start-up und firmierte unter dem Namen soccerwatch.tv. Das Geschäftsmodell Video-Streaming im Amateursport-Bereich gilt grundsätzlich auch heute noch – mittlerweile jedoch stark angereichert um Anwendungen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz (KI) für Trainingszwecke der Übungsleiter und Spieler. „Wir haben mehr als 1.200 Vereine bei uns im Portfolio“, sagt Vorstand Jan Taube. Das Basispaket an Kameratechnik kostet die Vereine einmalig 999 Euro plus monatlich 99 Euro – bei einer dreijährigen Laufzeit.
Der eigentliche Margentreiber für den Börsenneuling sind jedoch Extras wie Werbeausspielungen oder auch Pay-per-View-Modelle, die es den Vereinen ermöglichen, ihre Kamera-Investments zu monetarisieren. On top kommen Zusatz-Tools wie der Staige Coach mit eingebautem BVB-Know-how. „Champions League-Expertise greifbar für den Amateurbereich”, sagt Jan Taube. Der Vertrieb der Kameras läuft unter anderem über lokale Sportförderer, also Sparkassen, Unternehmen oder sonstige Betriebe, die die Partnerschaft für gleich mehrere Kamerasysteme übernehmen. Angesichts der knappen Kassen bei den meisten Amateurvereinen sicher ein cleverer Weg. In den aktuellen Börsenwert muss Staige One trotzdem erst noch hineinwachsen. Im laufenden Jahr strebt die Gesellschaft bei Erlösen von 3,0 Mio. Euro ein negatives EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von minus 3,3 Mio. Euro an. Bis 2025 sollen die Umsätze auf 12,6 Mio. Euro steigen – bei einem dann positiven EBITDA von 0,8 Mio. Euro.
Vergleichbar hierzulande ist das Geschäftsmodell der Übertragung von Amateursport-Events mit dem der ebenfalls börsennotierten Sporttotal, auch wenn CEO Jan Taube wenig überraschend deutliche Differenzierungen sieht. Ansonsten bieten Unternehmen wie Pixellot oder auch Veo ähnliche Dienstleistungen an wie Staige One. Abschließend noch der nicht ganz unwichtige Hinweis von Vorstand Jan Taube, dass die großen Aktionäre bei der anstehenden Kapitalerhöhung wohl mitziehen und sich nicht komplett verwässern lassen. Nun: Am Ende muss die Staige One ein sinnvolles Maß zwischen Ankerinvestoren und Streubesitz finden. Schließlich soll es möglichst bald einen normalen Börsenhandel in dem Titel geben. Wir bleiben am Ball – im wahrsten Sinne des Wortes.
Foto: boersengefluester.de
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