Hätte Finanzvorstand Friedrich Pehle vor fünf Jahren so offensiv über das Potenzial von Wasserstoff als Energieträger für den Betrieb der Blockheizkraftwerke (BHKW) von 2G Energy gesprochen wie jetzt auf der von SRH Alster Research organisierten digitalen Pop-up Konferenz “Wasserstoff”, wäre der damals ohnehin schon sportliche Aktienkurs vermutlich nochmals durch die Decke gegangen. Doch die Zeiten ändern sich: Im Jahr 2024 zieht Künstliche Intelligenz (KI) deutlich mehr am Kapitalmarkt als die neuesten Entwicklungen rund um Grüne Technologien. Nun besteht die Welt nicht nur aus Börsenträumen, aber selbst in der Realwirtschaft – also bei Unternehmen, Kommunen oder auch Versorgern – schöpfen Wasserstoff-basierte Lösungen ihr Potenzial noch längst nicht aus. „Die Möglichkeiten werden in der Öffentlichkeit viel zu wenig diskutiert“, räumt Pehle ein.
In den meisten Fällen sind die im Vergleich zu Erdgas oder anderen Einsatzstoffen spürbar höheren Kosten das schlagende Argument für die Controller in den Firmen und Ämtern. Doch auch dieses Argument zieht dauerhaft nicht zwingend. „Unsere Anlagen lassen sich zu unschlagbar günstigen Preisen von Erdgas auf Wasserstoff umrüsten“, betont Pehle mit Blick auf sich möglicherweise ändernde Rahmenbedingungen. Der eigentliche Treiber dürfte jedoch sein, dass die Anlagen von 2G Energy – im Gegensatz zu Brennstoffzellen – auch mit nicht reinem Wasserstoff betrieben werden können, was die Nische im modernen Energiemix Richtung Klimaneutralität sehr viel größer werden lässt. Etwas überspitzt formuliert sagt Pehle, dass die BHKWs von 2G Energy gleichzeitig so etwas wie „Müllverbrennungsanlagen“ sind. Entsprechend positiv seine Einschätzung zum mittelfristigen Potenzial: „Wir gehen davon aus, dass ein gewaltiger Markt für verschmutzte Wasserstoffe entstehen wird.“ Unabhängig davon bleibt der Betrieb via Biogas, Erdgas, Grubengas oder auch Deponiegas wohl das Basisszenario für die meisten Kunden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 189,40 | 209,78 | 236,40 | 246,73 | 266,35 | 312,63 | 365,07 | |
EBITDA1,2 | 11,12 | 15,37 | 19,17 | 20,11 | 21,87 | 26,63 | 34,30 | |
EBITDA-Marge3 | 5,87 | 7,33 | 8,11 | 8,15 | 8,21 | 8,52 | 9,40 | |
EBIT1,4 | 7,33 | 11,45 | 15,45 | 16,45 | 17,93 | 21,96 | 27,64 | |
EBIT-Marge5 | 3,87 | 5,46 | 6,54 | 6,67 | 6,73 | 7,02 | 7,57 | |
Jahresüberschuss1 | 4,92 | 7,61 | 10,30 | 11,96 | 12,64 | 16,37 | 17,99 | |
Netto-Marge6 | 2,60 | 3,63 | 4,36 | 4,85 | 4,75 | 5,24 | 4,93 | |
Cashflow1,7 | 12,85 | 4,88 | 1,92 | 9,79 | 8,86 | 4,98 | 11,72 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,28 | 0,43 | 0,58 | 0,68 | 0,71 | 0,91 | 1,00 | |
Dividende8 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,12 | 0,14 | 0,17 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Technisch macht den Münsterländern ohnehin kaum jemand etwas vor, zumal die engsten Wettbewerber Innio Jenbacher (Österreich), die zu Caterpillar gehörende MWM aus Mannheim sowie MTU Onsite Energy aus dem Rolls Royce-Konzernverbund in erster Linie Maschinenhersteller sind und momentan keine serienreife Wasserstoffaggregate als schlüsselfertige Lösungen in der Produktpalette haben. Aber auch losgelöst von der speziellen Wasserstoffthematik hat die sehr international aufgestellte 2G Energy AG jede Menge zu bieten – dafür reicht ein Blick auf die Zahlen für 2023 sowie die Mittelfristprognose: So kletterten die Erlöse im vergangenen Jahr überraschend deutlich um rund 17 Prozent auf den Rekordwert von etwa 365 Mio. Euro.
Zum Ergebnis äußert sich die Gesellschaft dezidiert erst am 11. April 2024. CFO Friedrich Pehle betont auf der Alster-Konferenz jedoch, dass alle Prognosen weiterhin aktuell sind. Demnach soll die EBIT-Marge für 2023 zwischen 6,5 und 8,5 Prozent liegen, was im Mittel auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 27,4 Mio. Euro hinauslaufen würde. Um die Erwartungen des Kapitalmarkts spürbar zu toppen, sollte das EBIT allerdings eher Richtung 30 Mio. Euro gelaufen sein. Für Spannung ist also gesorgt, wenngleich die Story nicht nur auf den Jahreszahlen für 2023 aufbaut. Immerhin will das Unternehmen aus Heek bis 2025 Umsatzerlöse von bis zu 450 Mio. Euro stemmen und auch im zukunftsträchtigen Bereich Großwärmepumpen signifikant Fuß fassen.
Bei einer möglicherweise dann zweistelligen operativen Marge, könnte die im Scale-Segment gelistete 2G Energy AG daraus also ein Betriebsergebnis von rund 45 Mio. Euro ziehen. Mit Blick auf den aktuellen Börsenwert von 405 Mio. Euro ist das nach Auffassung von boersengefluester.de eine sehr attraktive Bewertung und sollte die Notiz perspektivisch auf neue Hochs befördern. Die zurzeit abwartende Haltung vieler Investoren im Bereich Green Technology ist für vorausschauende Investoren also eher eine Chance. Die immer knapper werdende Zeit zur Umsetzung politischer Klimaziele spielt 2G jedenfalls in die Karten.
Foto: Unsplash+
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