Aktie auf Rekordjagd, Dermapharm profitiert von Corona oder Top-Zahlen Aktie an SDAX-Spitze: Die einschlägige Finanzpresse bejubelt den Zwischenbericht der Dermapharm Holding für das erste Quartal 2020 durchweg. Das liegt vermutlich auch daran, dass der Aktienkurs des Anbieters von patentfreien Arzneimitteln seit Wochen steil nach oben schießt und nun sogar an der Marke von 50 Euro angekommen ist. So etwas erregt Aufmerksamkeit. Ein paar gute Tage noch – und die Notiz des SDAX-Unternehmens hätte sich gegenüber dem Ausgabekurs von 28 Euro im Februar 2018 verdoppelt. Nun will boersengefluester.de hier nicht einen auf Spielverderber machen, die Resultate für das Auftaktviertel 2020 sind mit einem Umsatzanstieg von 17,7 Prozent und einem von 28,76 auf 39,72 Mio. Euro verbessertem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) tatsächlich eindrucksvoll. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kam um rund 13 Prozent auf 49,40 Mio. Euro voran. Dabei sind die Erlöse der per Ende März 2020 übernommenen früheren Merck-Tochter Allergopharma hier noch gar nicht enthalten.
Zur Einordnung: Die Gesellschaft dürfte mit ihren Mitteln gegen Allergien wie Heuschnupfen oder allergischem Asthma auf Erlöse von rund 90 Mio. Euro kommen. Was die Anleger zurzeit elektrisiert, ist insbesondere die durch Corona ausgelöste Sonderkonjunktur für Vitaminprodukte, Mineralien oder auch Enzympräparate. Dementsprechend erhöhten sich die Umsätze im Segment „Markenarzneimittel und andere Gesundheitsprodukte“ im ersten Quartal 2020 mit einem Plus von fast 26 Prozent auf 106,20 Mio. Euro auch besonders kräftig. Allerdings geht selbst Dermapharm davon aus, dass hier „Bevorratungseffekte innerhalb der Lieferkette eine nicht unwesentliche Rolle“ gespielt haben und sich dieser Effekt im Jahresverlauf wohl wieder glätten wird. Sprich: Die Leute haben sich beim Apotheker mit allen möglichen Präparaten eingedeckt um einer möglichen Corona-Infektion vorzubeugen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 467,12 | 572,42 | 700,88 | 793,83 | 942,91 | 1.024,78 | 1.135,35 | |
EBITDA1,2 | 108,60 | 139,63 | 168,53 | 184,52 | 354,07 | 344,87 | 287,48 | |
EBITDA-Marge3 | 23,25 | 24,39 | 24,05 | 23,24 | 37,55 | 33,65 | 25,32 | |
EBIT1,4 | 92,12 | 107,51 | 119,51 | 136,85 | 298,47 | 243,69 | 182,89 | |
EBIT-Marge5 | 19,72 | 18,78 | 17,05 | 17,24 | 31,65 | 23,78 | 16,11 | |
Jahresüberschuss1 | 77,74 | 75,23 | 77,81 | 85,93 | 208,90 | 132,62 | 60,53 | |
Netto-Marge6 | 16,64 | 13,14 | 11,10 | 10,82 | 22,16 | 12,94 | 5,33 | |
Cashflow1,7 | 86,74 | 159,13 | 100,61 | 131,10 | 250,37 | 288,53 | 219,42 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,56 | 1,41 | 1,43 | 1,59 | 3,89 | 2,49 | 1,16 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,77 | 0,80 | 0,88 | 2,17 | 1,05 | 0,88 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Grant Thornton |
Folgerichtig hält CEO Hans-Georg Feldmeier auch erst einmal an deiner Prognose für 2020 fest, die ein organisches Wachstum des Konzernerlöse sowie des EBITDA jeweils im oberen einstelligen Prozentbereich vorsieht. Noch unberücksichtigt in dieser Vorschau sind freilich die Effekte aus der Akquisition von Allergopharma. Inklusive des Zukaufs hält boersengefluester.de für 2020 ein Vorstoß in Umsatzregionen von 830 Mio. Euro für möglich – bei einem EBITDA von knapp 195 Mio. Euro. Unter Berücksichtigung der mittlerweile doch recht üppigen Finanzverschuldung steht dem ein Unternehmenswert von knapp 3,2 Mrd. Euro entgegen. Bewertungstechnisch ist das Papier also schon ziemlich weit vorausgeeilt. Rein bezogen auf die Marktkapitalisierung von annähernd 2,7 Mrd. Euro wäre die Dermapharm-Aktie übrigens schon längst ein heißer Kandidat für den MDAX. Allerdings befinden sich gerade einmal 24,95 Prozent der Anteilscheine im Streubesitz. Den Rest hält der Unternehmer Wilhelm Beier über die Themis Beteiligungs-Aktiengesellschaft.
Eigentlich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt für eine größere Umplatzierung, die den Weg Richtung MDAX freimachen könnte. Kurzfristig würde das zwar – je nach Preis – Druck auf die Aktie ausüben. Auf die lange Sicht könnte der Titel von so einer Transaktion aber sogar profitieren. Per saldo ist der Titel für uns damit eine Halten-Position.
Fotos: Clipdealer