Ganz neu ist das Thema nicht. Im Sommer 2022 wurde bei flatexDEGIRO schon einmal über Dividenden und Aktienrückkäufe als mögliche Investor Relations-Instrumente diskutiert. Damals verliefen die Diskussionen vor dem Hintergrund des sich abschwächenden operativen Umfelds und letztlich insbesondere wegen der gestiegenen regulatorischen Anforderungen der BaFin an den Discountbroker-Verbund jedoch im Sande. Nun wagt das Team um CEO Frank Niehage einen neuerlichen Vorstoß, der diesmal sehr viel konkreter als damals ist: Demnach will flatexDEGIRO zur kommenden Hauptversammlung (HV) 2024 mit einer Mindestdividende von 0,04 Euro je Aktie den Startschuss für eine künftig jährliche Ausschüttung setzen. Das macht den Titel jetzt nicht unmittelbar zum Rendite-Wert, aber das Signal ist eindeutig: flatexDEGIRO ist nicht mehr nur ein reines Wachstumsunternehmen, sondern hat die finanzielle Reife, um auch Dividenden zu zahlen.
Selbst wenn die Konkurrenz der Neobroker – vom Smartbroker einmal abgesehen – gar nicht börsennotiert ist: Insgesamt doch ein Statement an die meist deutlich jüngeren Marktbegleiter. Zudem könnte sich die Gesellschaft perspektivisch so neue Investorengruppen – die stärker dividendenorientiert sind – erschließen. Aber klar: Die zunächst avisierte Mindestdividende hat da eher symbolischen Charakter. Um etwa auf eine Dividendenrendite von 3 Prozent zu kommen, bräuchte es derzeit bereits eine Ausschüttung von etwas mehr als 0,30 Euro je Aktie. Zudem soll auf der kommenden HV ein für fünf Jahre gültiges Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu 10 Prozent des Grundkapitals auf die Agenda kommen. Bezogen auf den aktuellen Kurs des SDAX-Titels würde das einem Volumen von rund 120 Mio. Euro entsprechen. Tatsächlich würde so ein Vorhaben aber gut dosiert gestreckt werden. Natürlich ist es aber auch möglich, dass der Rahmen bereits in weniger als fünf Jahren voll ausgeschöpft ist.
Für den Fall dürften Vorstand und Aufsichtsrat von flatexDEGIRO dann vermutlich um eine erneute Ermächtigung zum Aktienrückkauf via HV ersuchen. Grundsätzlich das ganz normale Prozedere in solchen Fällen. So erneuern auf Hauptversammlungen jedes Jahr ganz viele börsennotierte Unternehmen ihre Ermächtigungen für den Rückerwerb von eigenen Aktien, entweder weil das Volumen ausgeschöpft wurde oder die zeitliche Befristung schlichtweg ausgelaufen ist. Ebenfalls zur Einordnung: Eine Ausschüttung von 0,04 je Aktie entspricht derzeit einer Dividendensumme von knapp 4,4 Mio. Euro. Dabei rechnet das Management von flatexDEGIRO zum Jahresende 2023 mit einer harten Kernkapitalquote von mehr als 30 Prozent – nach zum Halbjahr gemeldeten gut 27 Prozent. Insgesamt also eine anhaltende Verbesserung, die sich entsprechend auch im wiedererstarkten Aktienkurs zeigt.
Mit Blick auf die finanziellen Ziele für das Gesamtjahr 2023 leigt die Messlatte weiterhin bei einer leichten Umsatzsteigerung auf 380 Mio. Euro und einer adjustierten Marge von Steuern von mehr als 30 Prozent – entsprechend rund 115 Mio. Euro. Trotz der anspruchsvollen Rahmenbedingungen für den gesamten Brokerage-Sektor bewegt sich das Unternehmen damit auf einem erstaunlich hohen Niveau.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 107,01 | 125,10 | 131,95 | 261,49 | 417,58 | 406,96 | 390,73 | |
EBITDA1,2 | 32,07 | 42,37 | 37,58 | 98,43 | 112,09 | 183,28 | 140,35 | |
EBITDA-Marge3 | 29,97 | 33,87 | 28,48 | 37,64 | 26,84 | 45,04 | 35,92 | |
EBIT1,4 | 26,48 | 30,62 | 24,75 | 73,79 | 80,26 | 151,28 | 104,35 | |
EBIT-Marge5 | 24,75 | 24,48 | 18,76 | 28,22 | 19,22 | 37,17 | 26,71 | |
Jahresüberschuss1 | 16,80 | 17,47 | 14,91 | 49,92 | 51,55 | 106,19 | 71,86 | |
Netto-Marge6 | 15,70 | 13,96 | 11,30 | 19,09 | 12,35 | 26,09 | 18,39 | |
Cashflow1,7 | 0,11 | 250,07 | -157,25 | 141,45 | 125,03 | 113,32 | 63,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,16 | 0,14 | 0,55 | 0,47 | 0,97 | 0,65 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Foto: Clipdealer
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