Einen Tag vor Weihnachten hat LS telcom seinen Geschäftsbericht für 2018/19 (30. September) vorgelegt. Die unangenehme Überraschung gab es indes bereits Ende November, als der Spezialist für die optimale Nutzung von Funkfrequenzen zwar besser als gedachte Vorabzahlen präsentierte, jedoch mit seinem Ausblick patzte. Mehr als 20 Prozent kostete das den Aktienkurs an Höhe. Ganz ehrlich: Mit einer derart harschen Reaktion des Kapitalmarkts hatte boersengefluester.de nicht gerechnet, zumal sich die allgemeinen Aussagen des Vorstands allesamt recht zuversichtlich anhörten. Insofern waren wir besonders gespannt auf den jetzt veröffentlichten Jahresreport.
Und: Nach dem ersten Studium sind wir mehr denn je überzeugt, dass die Aktie über erhebliches Potenzial verfügt. „Nach den sehr schwierigen Vorjahren befinden wir uns nun wieder auf nachhaltig gutem Kurs“, sagt auch der Vorstand. LS telcom hat nicht nur an seiner Strategie geschraubt und das (im Gegensatz zum behördlichen Bereich) besser planbare Geschäft mit Industriekunden zusätzlich in der Fokus gerückt, sondern auch noch 4,4 Mio. Euro in Produktentwicklungen investiert. Wichtige Schlagwörter für LS telcom sind dabei der Aufbau der 5G-Netze, Industrie 4.0 sowie Drohnenmanagement. „Der sich für uns in der Privatwirtschaft öffnende adressierbare Markt hat nach unserer Einschätzung ein Volumen von über 1 Mrd. Euro, so dass selbst ein geringer Marktanteil für den LS telcom Konzern bereits signifikantes Wachstum verspricht“, heißt es offiziell.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 27,59 | 27,62 | 32,33 | 25,80 | 31,59 | 47,27 | 41,71 | |
EBITDA1,2 | -1,51 | 2,16 | 6,50 | 2,17 | 6,07 | 8,72 | 6,15 | |
EBITDA-Marge3 | -5,47 | 7,82 | 20,11 | 8,41 | 19,22 | 18,45 | 14,75 | |
EBIT1,4 | -4,97 | -1,71 | 2,44 | -2,69 | 1,14 | 3,09 | 1,03 | |
EBIT-Marge5 | -18,01 | -6,19 | 7,55 | -10,43 | 3,61 | 6,54 | 2,47 | |
Jahresüberschuss1 | -4,76 | -2,01 | 2,44 | -2,51 | 0,09 | 1,83 | -0,14 | |
Netto-Marge6 | -17,25 | -7,28 | 7,55 | -9,73 | 0,29 | 3,87 | -0,34 | |
Cashflow1,7 | -0,67 | 1,97 | 4,66 | 7,02 | 6,17 | 4,94 | 5,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,85 | -0,37 | 0,33 | -0,38 | -0,02 | 0,34 | -0,04 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Nichtsdestotrotz bleibt das Management bei seiner kürzlich kommunizierten Aussage, wonach für 2019/20 mit Erlösen von 33,1 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 2,8 Mio. Euro zu rechnen ist. Für 2020/21 liegt die Messlatte bei Umsätzen von 34,8 Mio. Euro sowie einem EBIT von 3,0 Mio. Euro. Zur Einordnung: Im vergangenen Geschäftsjahr erlöste die in Lichtenau nahe Baden-Baden ansässige Gesellschaft 32,33 Mio. Euro und kam dabei auf ein Betriebsergebnis von 2,44 Mio. Euro. Unterm Strich drehte das Ergebnis je Aktie von minus 0,37 auf plus 0,37 Euro.
Trotz des operativen Turnarounds wird LS telcom erneut eine Nullrunde bei der Dividende einlegen. Zwar kam eine Ausschüttung bereits in Betracht, allerdings will das Unternehmen die Liquidität lieber nutzen, um die neuen Geschäftsfelder anzuschieben. Eine grundsätzliche Abkehr von der Gewinnverteilung Richtung Aktionäre ist das jedoch nicht. „Für die Zukunft darf wieder mit nachhaltig positiven Ergebnissen und vor allem auch mit Dividendenausschüttungen gerechnet werden“ heißt es im Geschäftsbericht. Bewertungstechnisch gefällt uns der Spezialwert ohnehin gut. So wird der Anteilschein gerade einmal zum Doppelten des Buchwerts gehandelt. Die Relation von Enterprise Value (Börsenwert plus Netto-Finanzverbindlichkeiten) zu dem von uns für das laufende Geschäftsjahr erwarteten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) liegt bei moderaten 5,6. Nach dem für LS telcom-Aktionäre per saldo wenig inspirierenden Börsenjahr 2019 stehen die Chancen damit gut, dass 2020 spürbar besser wird.
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