Seit Jahren kaum Veränderung bei den Umsatzerlösen, dafür aber ein stetiger Druck auf die Ergebnisse: Normalerweise ist diese Kombination nicht sonderlich förderlich für eine gute Investmentstory. Trotzdem genießt der Anteilschein des Bauzulieferers Westag & Getalit unter Value-Anhängern einen prima Ruf. Immerhin zwei Drittel der Bilanzsumme entfallen auf das Eigenkapital. Bankverbindlichkeiten gibt es nicht. Trotzdem kam auch Westag & Getalit nicht umhin, die Dividende für 2015 zu kürzen. Nachdem es zuvor sechs Jahre in Folge 0,94 Euro pro Stammaktie und 1,00 Euro je Vorzugsaktie gab, kappte die Gesellschaft die Ausschüttung bei jeder Gattung um jeweils 0,20 Euro. Trotzdem bringen es beide Papiere damit auf weit überdurchschnittliche Renditen von etwa 3,8 Prozent. Wichtig für Anleger: Noch ist die Auszahlung nicht erfolgt. Die Hauptversammlung (HV) findet erst am 23. August 2016 statt. Für Westag & Getalit spricht auch, dass beide Papiere noch immer sehr dicht am Buchwert notieren. Bis zu diesem Punkt gibt es für dividendenorientierte Investoren also kaum etwas auszusetzen.
Nicht verschwiegen werden soll aber auch, dass sowohl Stämme als auch Vorzüge mittlerweile in Kursregionen angekommen sind, bei denen es in der in der Vergangenheit mit schöner Regelmäßigkeit wieder bergab ging. Zumindest unter KGV-Aspekten stößt die Bewertung im Bereich um 20 Euro offenbar an ihre Grenzen. Und daher sollten Investoren genau schauen, wie sich die Kurse nach der HV entwickeln. Gut möglich, dass einige Börsianer Kasse machen. Eine Vorentscheidung über die weitere Marschrichtung wird aber auch der für den 10. August angesetzte Halbjahresbericht geben. Nach dem Auftaktviertel hatte das in Rheda-Wiedenbrück beheimatete Unternehmen für das Gesamtjahr 2016 leichte Verbesserungen bei Umsatz und Gewinn in Aussicht gestellt. Größter Aktionär mit 75,5 Prozent der Stammaktien ist seit vielen Jahren die Syntalit AG. Ursprünglich immer wieder aufkeimende Spekulationen, wonach die Schweizer Familiengesellschaft ihren Anteil aufstocken könnte, haben sich freilich als haltlos erwiesen. Und an einer Umwandlung der Vorzüge in Stämme wird Syntalit ohnehin kein Interesse haben. Immerhin betreibt Westag & Getalit seit einigen Wochen Kurspflege für die Vorzüge in Form eines noch bis Ende 2016 angesetzten Aktienrückkaufprogramms.
Im Zweifel würden wir daher momentan die Vorzüge gegenüber dem Stämmen präferieren. Letztlich ist das aber auch Geschmackssache. Bei einer Aktionärskonstellation wie sie bei Westag & Getalit anzutreffen ist, hat ein Stimmrecht – mit Blick auf eine mögliche Aufstockung des Großaktionärs – ganz besonderen Charme.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 234,41 | 233,18 | 230,70 | 229,13 | 224,33 | 236,61 | 213,69 | |
EBITDA1,2 | 18,36 | 18,55 | 15,51 | 17,49 | 10,28 | 10,39 | 13,10 | |
EBITDA-Marge3 | 7,83 | 7,96 | 6,72 | 7,63 | 4,58 | 4,39 | 6,13 | |
EBIT1,4 | 8,34 | 5,24 | 8,86 | 3,93 | -2,01 | 1,03 | 4,42 | |
EBIT-Marge5 | 3,56 | 2,25 | 3,84 | 1,72 | -0,90 | 0,44 | 2,07 | |
Jahresüberschuss1 | 6,52 | 4,51 | 6,71 | 2,05 | -3,27 | -0,46 | 2,72 | |
Netto-Marge6 | 2,78 | 1,93 | 2,91 | 0,89 | -1,46 | -0,19 | 1,27 | |
Cashflow1,7 | 12,17 | 9,20 | 14,96 | 20,91 | 13,02 | 10,34 | 15,67 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,25 | 0,87 | 1,28 | 0,44 | -0,62 | -0,06 | 0,66 | |
Dividende8 | 0,80 | 0,18 | 0,66 | 0,40 | 0,12 | 0,96 | 0,96 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |