Kursmäßig boten die Sommermonate für die Aktionäre der FinTech Group nicht gerade ein grandioses Erholungsprogramm. Im Tief verlor der Anteilschein zwischen Juni und August um knapp 15 Prozent an Wert, konnte sich zuletzt allerdings wieder deutlich berappeln und notiert nun bei 17,66 Euro – also beinahe auf Ausgangsniveau. Zugegeben: Es gibt jede Menge Aktien, die in dieser Zeit deutlich heftigere Kursbewegungen Richtung Süden zu verkraften hatten. Doch nach der starken Performance im Mai hatte manch Investor darauf gesetzt, dass der Anteilschein der FinTech Group nun endlich nachhaltig durchstartet und vielleicht sogar an die Form früherer Jahre anknüpft. Operativ gibt CEO Frank Niehage derweil weiter Vollgas, davon konnte sich boersengefluester.de erst kürzlich auf einer Firmenpräsentation überzeugen.
Nun legt Niehage in Form der Halbjahreszahlen nach: Demnach kam die FinTech Group auf ein Erlösplus von 2,5 Prozent auf 49,56 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) blieb mit 13,00 Mio. Euro um 5,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahrs. Aufgrund einer spürbar höheren Steuerquote fiel der Gewinn vor Steuern sogar um 20,5 Prozent auf 9,74 Mio. Euro zurück. Da im Vorjahr die mittlerweile aufgegebenen Geschäfte der Aktionärsbank, CeFDex und XCOMpentence unterm Strich noch zusätzlich mit 6,3 Mio. Euro auf das Ergebnis drückten, liegt das Gesamtergebnis der FinTech Group per Ende Juni 2017 mit 6,95 Mio. Euro signifikant über dem 2016er-Vergleichswert von knapp 2,55 Mio. Euro. Fakt ist aber auch: Da in der zweiten Jahreshälfte 2017 keine ungewöhnlichen Sonderbelastungen aus aufgegebenen Geschäftsbereichen zu erwarten sind, wird die Ausgangsbasis für künftige Gewinnsteigerungen deutlich ambitionierter sein.
Zunächst einmal gilt es jedoch, die Vorschau für 2017 – sie sieht ein EBITDA von 32 bis 34 Mio. Euro sowie einen Überschuss von mehr als 16 Mio. Euro vor – zu erreichen. Dabei liegen die Erwartungen der Analysten für das EBITDA sogar eher im Bereich um 35 Mio. Euro. Es gilt also noch einiges aufzuholen in den kommenden Monaten. „Der deutlich gestiegene Halbjahresüberschuss zeigt bereits das hohe Ertragspotential der FinTech Group AG. Das zweite Halbjahr 2017 wird aber noch besser erwartet. Wir sind überzeugt, unsere Guidance zum dritten Mal infolge zu erfüllen“, sagt Niehage. Zudem betont Finanzvorstand Muhamad Chahrour: „Unser Konzern steht nach Jahren der Neuausrichtung, Zukäufen und Integration nun auf sehr solidem Fundament. Dies hat es uns erlaubt, im ersten Halbjahr 2017 im B2C- und B2B-Geschäft gezielt zu investieren. Die ersten Erfolge sind bereits an gestiegenen Kunden- und Transaktionszahlen erkennbar, im zweiten Halbjahr werden die Investitionen in unsere modulare Bankplattform auch im B2B-Geschäft ertragswirksam.“
Soweit scheint also alles in die richtige Richtung zu laufen, doch was könnte den Aktienkurs noch antreiben? Getuschelt wird immer wieder über eine mögliche Erweiterung des Aktionärskreises via Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss. Bislang dominieren die dem Unternehmer Bernd Förtsch zurechenbare GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation mit 34,05 Prozent sowie die – indirekt über die FinLab AG ebenfalls von Förtsch beeinflusste – Beteiligungsgesellschaft Heliad Equity Partners GmbH & Co. KGaA (17,24 Prozent) das Aktionariat. Keine Frage: „Frisches Blut“ würde an der Börse gut ankommen, wenngleich die operative Einflussnahme von Förtsch viel kleiner sein dürfte, als mitunter noch vermutet. Zudem befinden sich in dem – offiziell mit 48,71Prozent bezifferten – Streubesitz längst jede Menge internationale Profiinvestoren. Die FinTech Group ist also alles andere, als eine Privatveranstaltung.
Ein wenig nach hinten zu ziehen scheint sich hingegen der zuletzt für Q4 2017 angekündigte Wechsel vom Scale in den Prime Standard. Wie zu hören ist, soll das Upgrade – um Kosten zu sparen – nun auf Basis der Jahreszahlen 2017 erfolgen. Demnach dürfte es für die Frankfurter wohl frühestens Ende Q1, eher Q2, etwas mit dem Segmentwechsel werden: Nicht schön, aber auch kein Drama, zumal die FinTech Group kurzfristig ohnehin kein zwingender Aufstiegskandidat für den SDAX ist. Summa summarum bleibt damit die im Sektorvergleich günstige Bewertung das stärkste Argument für den Anteilschein. Die Analysten der Commerzbank hatten zuletzt ein Kursziel von 22 Euro ausgegeben. Hauck & Aufhäuser nennt gar 25,50 Euro als faires Niveau.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 107,01 | 125,10 | 131,95 | 261,49 | 417,58 | 406,96 | 390,73 | |
EBITDA1,2 | 32,07 | 42,37 | 37,58 | 98,43 | 112,09 | 183,28 | 140,35 | |
EBITDA-Marge3 | 29,97 | 33,87 | 28,48 | 37,64 | 26,84 | 45,04 | 35,92 | |
EBIT1,4 | 26,48 | 30,62 | 24,75 | 73,79 | 80,26 | 151,28 | 104,35 | |
EBIT-Marge5 | 24,75 | 24,48 | 18,76 | 28,22 | 19,22 | 37,17 | 26,71 | |
Jahresüberschuss1 | 16,80 | 17,47 | 14,91 | 49,92 | 51,55 | 106,19 | 71,86 | |
Netto-Marge6 | 15,70 | 13,96 | 11,30 | 19,09 | 12,35 | 26,09 | 18,39 | |
Cashflow1,7 | 0,11 | 250,07 | -157,25 | 141,45 | 125,03 | 113,32 | 63,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,16 | 0,14 | 0,55 | 0,47 | 0,97 | 0,65 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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