Der Veröffentlichungstermin der ad hoc-Mitteilung von Lloyd Fonds am späten Sonntagnachmittag hat boersengefluester.de kurz zusammenzucken lassen. Dieser Zustand hat sich aber schnell gelegt, selbst wenn Kapitalerhöhungen selten förderlich für den Aktienkurs sind. In diesem Fall sind die Eckdaten der geplanten Finanzmaßnahme aber durchaus ein Zeichen der Stärke: Immerhin will das im Bereich Vermögensverwaltung tätige Unternehmen die bis zu 900.000 neuen Aktien zu einem Preis von 6,75 Euro platzieren, also mit einem Aufschlag von rund 9,5 Prozent gegenüber der aktuellen Notiz. Für die meisten der rund 51 Prozent des Gesamtkapitals ausmachenden Streubesitzaktionäre dürfte eine Zeichnung aber ohnehin kaum in Frage kommen, denn es gilt eine Mindestanlagesumme von 100.000 Euro bzw. 14.815 neuen Aktien.
Bezogen auf die damit einhergehenden maximal neun verschiedenen Investoren – Priorität haben Bestandsaktionäre – kämen somit grundsätzlich eher größere Adressen wie die selbst börsennotierte Beteiligungsgesellschaft DEWB (aktueller Anteil: 21 Prozent) oder das gesamte Umfeld der SPSW-Investoren in Frage. Denkbar ist aber natürlich auch, dass es Interesse von bislang nicht engagierten strategischen Investoren gibt, die bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen, um sich bei dem im Scale gelisteten Unternehmen zu positionieren. Wirklich signifikante Verschiebungen im Aktionärskreis sind durch die anstehende Kapitalerhöhung ohnehin nicht zu erwarten, immerhin wird sich die Zahl der umlaufenden Aktien nur um bis zu 5,8 Prozent erhöhen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,46 | 7,92 | 8,22 | 27,74 | 26,12 | 21,58 | 30,75 | |
EBITDA1,2 | 0,99 | -1,67 | -9,68 | 6,96 | 4,61 | -9,95 | -4,69 | |
EBITDA-Marge3 | 13,27 | -21,09 | -117,76 | 25,09 | 17,65 | -46,11 | -15,25 | |
EBIT1,4 | 0,51 | -1,78 | -10,94 | 3,21 | 1,25 | -14,66 | -11,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,84 | -22,47 | -133,09 | 11,57 | 4,79 | -67,93 | -36,03 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | -1,53 | -0,09 | 2,50 | 6,63 | -10,54 | -12,87 | |
Netto-Marge6 | 18,23 | -19,32 | -1,09 | 9,01 | 25,38 | -48,84 | -41,85 | |
Cashflow1,7 | 1,49 | -1,24 | 1,42 | -0,95 | 19,96 | -2,77 | -10,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,16 | -0,01 | -0,05 | 0,39 | -0,67 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Den Emissionserlös von brutto vermutlich etwas mehr als 6 Mio. Euro wollen die Hamburger wiederum zur „Stärkung der Kapitalbasis sowie zur Finanzierung des allgemeinen weiteren Wachstums der Gesellschaft“ einsetzen. Da passt es ins Bild, dass Lloyd Fonds den Anteil am Anfang 2022 erworbenen Robo-Advisor Growney von bislang 17,75 Prozent noch im laufenden Quartal auf rund 86,50 Prozent aufstocken will. Der Löwenanteil davon fließt als Kaufpreiszahlung in Form von jungen Lloyd Fonds-Aktien an die Altgesellschafter des FinTech-Unternehmens. Wie hoch die Zahl der aus dieser Transaktion entstehenden neuen Aktien ist, steht indes noch aus und lässt sich maximal indikativ ermitteln. Da aber schon in der jetzigen Ankündigung die Rede davon ist, dass rund 2 Mio. Euro als Bareinlage in die Kasse von Growney fließen, geht boersengefluester.de davon aus, dass der Deal insgesamt so gestrickt ist, dass Lloyd Fonds einen nicht unerheblichen Teil des Kaufpreises zur Stärkung der Finanzkraft von Growney einsetzt und eben nicht auf die Konten der Gründer überweist.
Demnach dürften Anleger nicht verkehrt liegen, wenn sie die Zahl der noch neu auszugebenden Anteilscheine im unteren siebenstelligen Bereich ansiedeln. Möglicherweise wird die Verwässerung aus der Anteilsaufstockung bei Growney also gar nicht unbedingt so viel größer, als die aus der jetzt angekündigten Kapitalerhöhung. Das wiederum wäre eine gute Botschaft für Anleger. Mit Blick auf den nachhaltigen Unternehmenswert von Lloyd Fonds ist aber ohnehin wichtiger, dass Growney die erhoffte Verstärkung bei der Umsetzung der Digitalstrategie ist und sich in der Positionierung neben der gehobenen Marke LAIC als leistungsfähiger Vertriebsarm für das klassische Retailgeschäft etabliert. Und CEO Achim Plate ist sich sicher, dass genau diese Rechnung aufgehen wird: „Growney hat den eingeschlagenen Wachstumspfad auch im Jahr 2022 beeindruckend bestätigt. Der begonnene gemeinsame Know-how-Transfer mit unserem WealthTech LAIC ermöglicht uns nun die Optimierung zielgerichteter datenbasierter Angebote sowohl für private als auch institutionelle Kunden voranzutreiben.“
Mit Blick auf das Chartbild hätte es 2022 bislang zwar kaum schlechter laufen können. Ein Kursrutsch von 16 auf 6 Euro in zehn Monaten ist schließlich eine heftige Bilanz. Und trotzdem wertet boersengefluester.de es als gutes Zeichen, dass Vorstand Achim Plate seinen Masterplan zur Umsetzung der Wachstumsstrategie durchzieht. Bei einem sich bessernden Börsenumfeld müsste die Lloyd Fonds-Aktie – im kommenden Jahr firmiert die Gesellschaft unter dem neuen Namen LAIQON – jedenfalls überproportional profitieren. Die neuesten Kursziele der Analysten liegen mit 10 Euro signifikant über der aktuellen Notiz und deuten auf erkleckliches Aufwärtspotenzial.
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