Peer Reichelt ist Kapitalmarkt-Fan. Boersengefluester.de hat mit dem Finanzvorstand von Netfonds schon regelmäßig auf dem Deutschen Eigenkapitalforum in Frankfurt gesprochen, da war die Aktie des Finanzdienstleisters noch gar nicht börsennotiert. So sehr interessiert es Reichelt, was die angesagten Themen in der Aktienszene sind. Entsprechend clever agiert Netfonds, wenn um die organisatorische Aufstellung der in den Bereichen Haftungsdach, Maklerpools und auch Vermögensverwaltung tätigen Gesellschaft geht. Erstaunlich geräuschlos haben die Hamburger auch die vor vielen Jahren gestartete Investitionsoffensive in die Abwicklungsplattform finfire über die Bühne gebracht – selbst wenn ein solches Projekt niemals ganz fertig ist und die IT immer weiter optimiert wird. „In den vergangen zwölf Monaten haben wir bei finfire viel für den Versicherungsbereich entwickelt. Im Bereich Investments sind bereits bei dem Punkt „nice to have“ angekommen“, fasst Reichelt den aktuellen finfire-Status im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz zusammen.
Läuft also alles weitgehend nach Plan, sofern man das in den doch sehr bewegten Börsenzeiten sagen kann. Das haben auch die Anfang März vorgelegten Eckdaten für das vergangene Jahr sowie der erste Ausblick für 2024 gezeigt (HIER). Im Aktienkurs spiegeln sich die operativen Fortschritte zwar wider, aber eben nur ansatzweise. Gemessen an dem, was Private Equity-Gesellschaften bei ihren Akquisitionen auf den Tisch legen, müsste die Netfonds-Bewertung vermutlich zwei- bis dreimal so hoch wie derzeit sein, vermutet Reichelt. Potenzial ist also reichlich vorhanden, doch die Börsennotiz ist scheinbar zum Malus geworden. Eine Einschätzung, die boersengefluester.de leider viel zu häufig aus Vorstandsgesprächen mitnimmt und die ihren Ausdruck unter anderem in den vielen Delistings findet. Nun will Reichelt keine Börsenrückzugsdebatte für Netfonds entfachen. Angesichts des vielen Geldes, was offenbar nach Anlagemöglichkeiten sucht, wurmt ihn die unterm Strich dann vielleicht doch zu magere Performance des Netfonds-Kurses schon ein wenig.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 17,12 | 20,19 | 26,47 | 31,82 | 38,64 | 33,62 | 36,60 | |
EBITDA1,2 | 2,58 | 1,39 | 3,43 | 4,17 | 15,65 | 6,47 | 4,91 | |
EBITDA-Marge3 | 15,07 | 6,88 | 12,96 | 13,10 | 40,50 | 19,24 | 13,42 | |
EBIT1,4 | 1,89 | -0,17 | 1,16 | 1,81 | 11,67 | 2,96 | 1,34 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | -0,84 | 4,38 | 5,69 | 30,20 | 8,80 | 3,66 | |
Jahresüberschuss1 | 1,27 | -0,72 | -0,40 | 0,03 | 8,74 | 0,88 | -0,28 | |
Netto-Marge6 | 7,42 | -3,57 | -1,51 | 0,09 | 22,62 | 2,62 | -0,77 | |
Cashflow1,7 | 1,57 | -0,04 | -9,68 | 5,22 | -17,77 | 3,07 | 1,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | -0,33 | -0,19 | 0,01 | 3,79 | 0,38 | -0,12 | |
Dividende8 | 0,20 | 0,15 | 0,00 | 0,16 | 0,25 | 0,25 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: NPP |
Also heißt es für das Team Netfonds weiter nach Wegen zu suchen, um die Attraktivität der eigenen Aktie zu erhöhen. Dazu könnte auch gehören, eine sinnvolle Verwendung für die im Konzernbesitz befindlichen knapp 30 Prozent der Aktien von der NSI Asset AG zu finden. In die Gesellschaft hatte Netfonds vor geraumer Zeit seine Immobilienaktivitäten eingebracht – auch zur Straffung der eigenen Bilanz. Viel geht in dem Titel nicht um, weshalb es zuletzt auch aus Kostengründen ein Downlisting vom General Standard in den preiswerteren Münchner m:access gab. Ein wenig pikant ist insbesondere die Gesellschafterstruktur, da Vorstand und Aufsichtsrat von Netfonds selbst signifikante Anteile an NSI halten. Zumindest in der Theorie könnte das auf einen Interessenkonflikt hinauslaufen.
Folgerichtig macht sich Netfonds zurzeit offenbar Gedanken, wie man diesen Punkt möglichst elegant heilen kann. Auch wenn es sich um eine Randthema handelt: Wir sind gespannt, welche Lösung sich die Hamburger einfallen lassen. Derweil dürfte Netfonds auch das anorganische Wachstum weiterhin forcieren, potenzielle Ziele gibt es dem Vernehmen nach ausreichend. Knapp sechs Jahre nach dem Börsengang zu einem Emissionskurs von damals 29,50 Euro ist die Netfonds-Story am Kapitalmarkt jedenfalls so spannend wie lange nicht. Das belegen auch die Kursziele von 73 Euro der NuWays-Analysten sowie die etwas vorsichtigeren 67 Euro von dem Hamburger Researchhaus Montega.
Foto: Unsplash+
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