Zugegeben: 100.000 Euro Mindestanlage für eine neu emittierte Wandelanleihe ist nicht unbedingt die Stückelung, bei der Kleinanleger schwach werden. Tatsächlich richtet sich die gerade laufende Privatplatzierung von LAIQON auch eher an erfahrene Investoren, Family Offices und andere Institutionelle. Die Zeichnungsfrist für den mit einem Kupon von 6,50 Prozent ausgestatteten Bond 2023/27 läuft noch bis 20. Februar, der Wandlungspreis beträgt 10 Euro – liegt also um knapp 30 Prozent über der aktuellen Notiz. Unter normalen Umständen stehen die Chancen also gut, dass es über die Laufzeit zu einem Tausch in LAIQON-Aktien kommt. Das wiederum würde zu einer überschaubaren Verwässerung der bisherigen Anteilseigner von rund drei Prozent führen und die eigenen Kassen schonen. „Wir haben mit Wandelschuldverschreibungen gute Erfahrungen gemacht“, sagt CEO Achim Plate im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de.
Tatsächlich ist es für das im Bereich Vermögensverwaltung tätige Unternehmen – bis Ende 2022 firmierte LAIQON als Lloyd Fonds – bereits Convertible Nummer 3. Die Schuldverschreibung 2019/22 ist komplett gewandelt, die Anleihe 2020/24 läuft noch. Bei einem Gesamtvolumen von bis zu 5 Mio. Euro für den Wandler 2023/27 könnten bei einer Mindestsumme von 100.000 Euro rechnerisch bis zu 50 verschiedene Investoren zum Zug kommen. Vorstand Achim Plate rechnet damit, dass es am Ende wohl mehr als 20 werden – davon viele neue Zeichner. So gesehen ist die Transaktion auch ein indirekter Weg, um weitere Anleger in die LAIQON-Aktie zu bekommen. Den Emissionserlös aus der Transaktion wollen die Hamburger vor allem in den weiteren Ausbau ihrer Digital-Asset-Plattform stecken – speziell die Mehrmandantenfähigkeit steht im Fokus, um die auf boersengefluester.de schon mehrfach vorgestellte Wachstumsstrategie 2023/25 2.0 möglichst effektiv umzusetzen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,46 | 7,92 | 8,22 | 27,74 | 26,12 | 21,58 | 30,75 | |
EBITDA1,2 | 0,99 | -1,67 | -9,68 | 6,96 | 4,61 | -9,95 | -4,69 | |
EBITDA-Marge3 | 13,27 | -21,09 | -117,76 | 25,09 | 17,65 | -46,11 | -15,25 | |
EBIT1,4 | 0,51 | -1,78 | -10,94 | 3,21 | 1,25 | -14,66 | -11,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,84 | -22,47 | -133,09 | 11,57 | 4,79 | -67,93 | -36,03 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | -1,53 | -0,09 | 2,50 | 6,63 | -10,54 | -12,87 | |
Netto-Marge6 | 18,23 | -19,32 | -1,09 | 9,01 | 25,38 | -48,84 | -41,85 | |
Cashflow1,7 | 1,49 | -1,24 | 1,42 | -0,95 | 19,96 | -2,77 | -10,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,16 | -0,01 | -0,05 | 0,39 | -0,67 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Ein Schritt in die gewünschte Richtung ist das ganz frisch auf die Schiene gesetzte Joint-Venture zwischen der LAIQON-Tochter Bayerische Vermögen sowie der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim – hierzulande immerhin die zehntgrößte Genossenschaftsbank – im Bereich gehobene Privatkunden der Region Oberbayern/München. Je nachdem wann die Finanzaufsicht BaFin grünes Licht für das Projekt gibt, ist vermutlich im Sommer 2023 mit dem operativen Start von “meine Bayerische Vermögen” zu rechnen. „Rosenheim ist ein Leuchtturmprojekt“, sagt Achim Plate. Aber auch sonst sieht er den Konzernbund seit der Neupositionierung ab dem Jahr 2018 immer besser aufgestellt: „Wir haben weit mehr geleistet, als nur Firmen zu kaufen. Wir haben Substanz aufgebaut.“
Nun geht es darum, die Kundenanforderungen sowie nachhaltiges Investieren noch mehr ins Zentrum zu positionieren. Das gilt für sämtliche Bereiche: vom Asset-Management bis zur privaten Vermögensverwaltung. Außer Zweifel ist für Achim Plate dabei, dass digital umgesetzte Strategien perspektivisch zum größten Bereich innerhalb von LAIQON werden. Derweil hat sich der Aktienkurs zwar bereits wieder deutlich vom Tief gelöst, notiert aber immer noch um rund 50 Prozent unter den Hochs von Anfang 2022. Frische Kursfantasie bekommt der im Scale-Segment gelistete Titel quasi mit jedem guten Tag an der Börse, da dadurch die Chancen auf lukrative Performance-Fees aus den eigenen Fonds steigen.
Mehr Attraktivität – insbesondere für institutionelle Investoren – verspricht sich Achim Plate darüber hinaus aus einer mittelfristig möglichen Ausweitung des Streubesitzes von derzeit offiziell 51 Prozent. Immerhin gibt es eine Reihe von Ankeraktionären, die schon sehr lange dabei sind. Ansonsten setzt der Manager darauf, dass die geplanten Umsatz- und Ergebnissteigerungen ihre natürliche Wirkung auf den Börsenkurs entfalten. Schnellschüsse wirken da eher nicht. „Wir sind in einer konservativen Branche tätig. Wir müssen liefern“, sagt Finanzprofi Achim Plate. Und ja: Ab 2024/25 sind dann endlich auch Dividenden ein nicht zu unterschätzendes Thema für LAIQON-Aktionäre.
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